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Rezension zu
Die Frau, die frei sein wollte

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Kampf gegen Traditionen

Von: Britta Grünberg
02.01.2019

Als ich das Buch beendet habe, musste ich erst Mal tief durchatmen. Kann so etwas hier in Deutschland unbemerkt geschehen? Warum kann sich eine junge Frau, die doch relativ modern erzogen wurde, nicht aus dieser Situation befreien? Warum kann sie ihre Familie nicht um Hilfe bitten? Um das Verstehen zu können, wird viel über türkische Traditionen erzählt, mit denen Selma aufwuchs. Andererseits aber sind ihre Eltern, auf Betreiben der Mutter, geschieden. Was sicherlich eher ungewöhnlich ist. Es dreht sich alles um Ehre und Tradition. Da steigt also die 17jährige Selma zu Orhan ins Auto. Für jedes andere Mädchen wäre das kein Problem, dann wird es eben von einem jungen Mann nach Hause gefahren. Doch für Selma bedeutet es als unverheiratete Frau zu einem Mann ins Auto zu steigen, ein Verstoss gegen die Tradition, ein Angriff auf ihr Ehre und die ist für eine junge Türkin ihr höchstes Gut. Sie darf sich durch nichts kompromittieren lassen, andernfalls ist es schwierig einen geeigneten Ehemann zu finden. Orhan hat nicht vor Selma nach Hause zu bringen, sondern bringt sie zu sich nach Hause, was ihre Ehe mit Ismet gefährdet. Selma wehrt sich, doch gegen den kräftigen Orhan hat sie keine Chance. Seine Familie steht hinter ihm und unterstützt ihn tatkräftig bei dieser Geiselnahme. Damit beginnt Selmas Martyrium. Orhan quält sie, misshandelt sie und vergewaltigt sie. Dadurch ist sie ihm auf Gedeih und Verderb ausgeliefert und muss ihn gezwungenermaßen heiraten. Ihrer Familie muss sie vorgaukeln, ihren Entführer zu lieben. Sie darf nicht mit ihr telefonieren, die Wohnung nicht verlassen, sie wird völlig isoliert, so dass sie nicht an der „Allmacht“ von Orhan zweifeln kann. Erst als sie schwanger wird und die kleine Elif das Licht der Welt erblickt, versucht sie die Flucht aus dieser Hölle. Ihre Panik und Verzweiflung ist für den Leser greifbar. Er wird so in die Handlung hineingezogen, dass er immer hofft, sie möge doch endlich die Chance zur Flucht ergreifen, sich nicht weiter von ihm einschüchtern lassen. Man durchlebt ihr ganzes Trauma, hofft und bangt mit ihr und ist erleichtert, als sie Orhan endlich entkommt. Doch dann stellt sich die nächste Frage, wie wird sie mit diesem Trauma fertig, kann sie doch noch den Mann fürs Leben finden? Wieviel ist Fiktion und wieviel ist wahr? Ich kann nur hoffen, dass die Darstellung von Orhan und seiner Familie stark übertrieben ist, denn ich mag mir wirklich nicht vorstellen, dass es solche „Arschlöcher“ wirklich gibt. Er fühlt sich im Recht, aber mal ehrlich, welche Religion gibt einem Menschen das Recht, so mit einem anderen Menschen umzugehen, ihn wie sein Eigentum zu behandeln, als Punchingball zu nutzen. Kann man so einem Menschen ehren und ihm Achtung entgegenbringen? Was hat das mit Ehre zu tun? Kann sich ein Mann geehrt fühlen, wenn er einen anderen Menschen zwingt ihm zu willen zu sein? Das Buch macht noch mal klar wie unterschiedlich die Wertvorstellungen sind. Selbst heute noch in den modernen Zeiten, wo viele türkische Mitbürger freier erzogen werden. Mein Fazit Klare Leseempfehlung. **** Sterne

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