Rezension zu
Die geheimen Leben der Schneiderin

Nach ein paar wenigen Seiten hatte mich das Buch „Die geheimen Leben der Schneiderin“ vollends gepackt und ließ mich die etwas ungewohnte Präsenz-Form vergessen, die mich noch ganz am Anfang gestört hatte. Ich habe es, in der Hoffnung, das Geheimnis bald lüften zu können, in einem durch gelesen. Die Autorin lässt genau das richtige Maß an Freistellen, sodass ich diese mit meinen Gedanken und Erfahrungen füllen konnte. Auch wenn ich mindestens 20 Jahre jünger als die Hauptfigur Jolie bin (sie hat eine 27-jährige Tochter) und wenige ihrer Erlebnisse aus meiner Lebensgeschichte mit ihr teilen kann, so hat mich das Thema Familie und die Aufarbeitung der Vergangenheit tief berührt. Ich konnte sogar Parallelen zu meiner Wirklichkeit erkennen. Schließlich kennt jeder die unausgesprochenen und offensichtlichen Verletzungen, die das enge Miteinander innerhalb einer Familie mit sich bringen kann. Bevor es zu spät ist, sollte man sich an die Aufarbeitung machen. Zugleich bot mir der Roman den Blick in mögliche Zukunftsentwürfe, dargestellt im Leben von Jolie, ihren Geschwistern und deren Eltern. Es ist somit ein Buch, das viele Leser in unterschiedlichen Altersgruppen ansprechen kann, weil genug Raum da ist, um seine eigene Lesart zu finden und eigene Schlüsse zu ziehen. Ich kann es wirklich empfehlen!