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Rezension zu
Revival

kommt nicht an seine früheren Romane heran

Von: Camillex
31.03.2015

Jamie Morton wächst in einer sehr religiösen Familie auf. Mit sechs Jahren trifft er zum ersten Mal den neuen Pfarrer Charles Jacobs. Den Schatten, den der Reverend damals auf ihn warf, wird er bis an sein Lebensende nicht los. Wegen einem tragischen Unglück verliert Jacobs seinen Glauben und beeinflusst die Gemeinde damit stark - ganz besonders den kleinen Jamie. Er wird drogenabhängiger Musiker, sein Leben geht den Bach runter, die Familie ist zerrissen. Bis er schließlich erneut auf Jacobs trifft, der auch schon früher ein Talent für wundersame Heilungen besaß. Doch in den Augen des ehemaligen Pfarrers glitzert eine Spur von Wahnsinn, wann immer er von der geheimen Elektrizität spricht, durch die seine Wunderheilungen möglich sind. Die Wege der beiden Männer kreuzen sich immer wieder, bis es schließlich zum finalen Experiment kommt. Meine Meinung: Kings neuer Roman wurde mal wieder als Horrorroman angepriesen, für den man auf jeden Fall starke Nerven bräuchte. Das ist aber keineswegs so. Die ganze Zeit habe ich mich gefragt, wo bitte soll denn da der Horror sein? Außer auf den letzten paar Seiten, als ja irgendwann mal etwas passieren musste, so wie King es oft handhabt, gab es kein Gänsehautfeeling für mich. Und auch dann leider kein besonders starkes, denn wenn man über 500 Seiten lang auf das Ende vorbereitet wird.. war es dann auch nicht mehr sonderlich überraschend. Ich möchte allerdings nicht abstreiten, dass King ein phantastischer Geschichtenerzähler ist. Das beweist er in diesem Roman vielleicht besser denn je. Ich habe Jamie gerne begleitet. Überwiegend aus seiner Sicht wurde die Geschichte erzählt. Das wiederum finde ich ein wenig schade, denn ich glaube, hätte man auch mal etwas aus der Sicht des fanatischen Charles Jacobs erfahren, hätte das dem Buch ein bisschen mehr Pepp verliehen. So begleitet man den zunächst sechsjährigen Jamie beim Älter werden. Es gibt viele prägende Ereignisse in seinem Leben, die man miterlebt. Unterschwellig soll damit wohl ein ungutes Gefühl geweckt werden, dass sich bei mir aber nicht so richtig zeigen will. Vieles kommt mir einfach so dahergesagt vor und auch Jamie scheint selten mal Angst zu haben oder Unruhe zu empfinden. Dass ihm die Versuche des ehemaligen Pfarrers, der mittlerweile auf Jahrmärkten als Schausteller sein Glück versucht und später die Leute mit einer eigenen Show (der "Revival-Tour") und seinen Wunderheilungen massenweise anzieht, nicht ganz geheuer sind, merkt man deutlich. Aber ansonsten überwiegen Verärgerung, Resignation und Neugier. Lange Zeit begeleitet man Jamie in seiner Kindheit, später bei seiner fragwürdigen Musikerkarriere, anschließend bei der Arbeit in einem Tonstudio. Die Geschichte ist wie gesagt gut erzählt und ließt sich eigentlich fließend, dennoch zieht sie sich in der Mitte, da meiner Meinung nach einfach keine richtige Spannung aufkommen will. Der Anfang und das Ende gefallen mir ausgesprochen gut, der Zwischenteil eher mittelmäßig. Typisch für King ist die ganze Geschichte sehr detailreich und mit liebevoll gestalteten und stark ausgeprägten Charakteren versehen. Aber gerade der Mittelteil zieht sich so, weil dort einiges vorkommt, was man vielleicht lieber durch andere Infos ersetzt hätte. Nirgends findet man eine Erklärung, ja, nichtmal einen Erklärungsversuch, woher Jacobs denn seine besonderen Fähigkeiten hat oder was Jamie überhaupt so stark in die Drogensucht getrieben hat. Mit "das machen Musiker halt so" kann ich mich da nicht so richtig zufrieden geben. Fazit: Das Buch konnte meine Erwartungen leider nicht erfüllen. Die Idee und die Charaktere sind top, Anfang und Ende ebenfalls. In der Mitte sackt die Spannungskurve aber gewaltig ab und eine unheimliche oder gefährliche Stimmung will auch nicht so recht aufkommen. An die früheren, bedrohlich-schaurigen King-Romane kommt dieser hier nicht ran. Ich empfehle das Buch aber dennoch weiter, vorausgesetzt, man schraubt die Erwartungen bezüglich "Horror" drastisch runter und ist sich bewusst, dass das Buch nicht von Anfang bis Ende total spannungsgeladen ist. Dank Kings Erzähltalent fühlte ich mich dennoch gut unterhalten.

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