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Rezension zu
Die Telefonistin – Mrs. Dalton hört mit

Das Fiese in der Kleinstadt

Von: Urte Köhler
09.07.2020

Wenn jemand wissen möchte, was für Läuterungen aufgrund von verbotenem Lauschen möglich sind, dem sei die Lektüre des Romans "Die Telefonistin - Mrs. Dalton hört mit" sehr ans Herz gelegt. Er wird aus dem Staunen nicht mehr herauskommen und sich vielleicht am Ende der Lektüre fragen, ob Lauschen doch nicht immer nur Schlechtes nach sich zieht. Der geneigte Leser wird von Gretchen Berg in eine amerikanische Kleinstadt in den 50er Jahren des Zwanzigsten Jahrhunderts versetzt. Soweit so gut. Doch dann sollte der mutige Leser, der beschließt, dem Werk treu zu bleiben, einen Schutzschild hochfahren, um nicht von der der geballten Ladung Klischees erschlagen zu werden. Es wurde aber auch keines ausgelassen. Lange Erzählpassagen und Selbstreflektionen der Heldin Vivian bescheren dem Leser bescheidene psychologische Erkenntnisse, dafür aber umso mehr Leichen im Keller der Kleinstadtbewohner. Hier offenbart sich das Fiese einer Kleinstadt aufs Vortrefflichste. Jeder hat etwas zu verbergen, lässt aber keine Gelegenheit aus, andere zu mobben, anzugreifen, Gerüchte zu verbreiten und ganz allgemein sich am Klatsch und Tratsch hinter vorgehaltener Hand zu beteiligen. Ehekrisen, Bankraub, Mord, Diebstahl, ein Schlaganfall, Alkoholismus, Überfälle und immer wieder Mobbing begegnen dem Leser. Hinter der ach so glänzenden Fassade der Kleinstadt lauert das Fiese in jeder Ecke. Und natürlich findet sich eine Person, die für das Anständige, das Richtige zuständig ist und ihre allgemein gültige Vorstellung durch die Macht des Geldes durchsetzt. Gesellschaftliche Gruppen wie Minderheiten, Arme und andere Randgruppen prallen aufeinander. Auch Rassismus ist ein Thema. Das am Ende die Heldin geläutert aus der Geschichte hervorgeht, war von vorneherein klar, aber nicht wie. Und das ist das Erstaunliche. Und in welchem Zusammenhang Bildung damit steht, dass soll der interessierte Leser selbst herausfinden.

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