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Rezension zu
GOTT

In Würde sterben, gar nicht so einfach...

Von: Dobby1205
10.11.2020

Richard Gärtner möchte nach dem Tod seiner Frau sterben. Das Leben ist seiner Meinung nach nicht mehr lebenswert und er hat genug davon. Er beantragt ein tödliches Medikament. Aber darf man einem kerngesunden Mann einfach so dazu verhelfen, sein Leben zu beenden? Der Ethikrat, Juristen, Mediziner, Ethiker und ein Pfarrer diskutieren darüber. Wofür würden Sie stimmen? Ferdinand von Schirach hat in diesem Buch, eingebettet in einem Theaterstück, wieder mal bewiesen, wie zwiegespalten man sein kann. Der Schreibstil ist sachlich, die Argumentationen für und gegen eine Beihilfe zum Suizid sind bis aufs äußerste dargelegt und regen bereits nach wenigen Seiten zu einem inneren Konflikt an. Ich dachte bereits, dass ich eine klare Meinung dazu habe, doch mit bislang unbekannten neuen Fakten wurde meine Welt auf den Kopf gestellt. Die einzelnen Positionen der Vortragenden sind klar und deutlich. Sie bringen einen auf die Palme, wie aber auch dazu, neue Gesichtspunkte mit einzubeziehen. Innerhalb des Buches bekommt man einen guten Eindruck davon, welche Auffassung Schirach selbst vertritt, aber das hält nicht davon ab, sich ein eigenes Bild zu machen. Fraglich ist doch, ob man gesunden Menschen helfen sollte ihr Leben zu beenden. Dabei kann man es nicht nur den Älteren gestatten, aber wie ist das ganze moralisch vereinbar? Das Gesetz bezieht eigentlich eine klare Stellung, aber wie ist im Einzelfall zu entscheiden? Ein Leben wird von Gott gegeben, sollte er nicht der einzige sein, der es uns nimmt? Und was ist, mit der Würde des Menschen? Der freie Wille eine Entscheidung zu treffen sollte doch überwiegen. Aber was ist mit den Angehörigen? So viele Aspekte, die man mit einbeziehen muss. Ferdinand von Schirach ist es mal wieder gelungen ein wahnsinnig gutes Buch zu einem Thema zu verfassen, was aktuell ist und dazu fähig ist, die Gesellschaft zu spalten. Eine Leseempfehlung für jeden, der sich mit moralischen Konflikten der Gesellschaft beschäftigt und sich selbst auch schon mal die Frage gestellt hat, ob ein Mensch Gott spielen sollte.

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