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Rezension zu
Die Welt ohne Fenster

Ein Roman für leichte und freie Träume

Von: Sonja Haanraads
20.03.2021

„Die Welt ohne Fenster“ wurde von einem jungen Mädchen geschrieben – Barbara Newhall Follett war erst zwölf, als ihr Roman veröffentlicht wurde. Die genaue Beschreibung, das immense Wissen über die Natur, die Fähigkeit, Stimmungen und Naturerlebnisse in Worte zu fassen sind die Talente einer großen Schriftstellerin; die Beobachtungsgabe und der unverstellte, nicht durch Sozialisation geprägte Blick auf die Natur und die Möglichkeiten der jungen Eepersip in der Natur jedoch lassen das Kind erahnen, das diese Geschichte geschrieben hat. Eine spannende Geschichte allein die Entstehung dieses Romans und die Lebensgeschichte bis zum Verschwinden der jungen Autorin im Alter von nur 25 Jahren, die die Illustratorin dieses Bandes, Jackie Morris, der eigentlichen Erzählung vorangestellt hat. Diese Einführung endet mit dem Satz „Wenn ihr Augen habt zum Sehen und ein Herz besitzt zum Glauben, dann sucht sie zwischen den Flügeln der Schmetterlinge, und ihr werdet sie finden.“ (S.27) Einen besseren Schwung könnte es gar nicht geben, in die Geschichte der jungen Eepersip einzutauchen. Die zarten, in schwarz-weiß gehaltenen Bilder der Künstlerin, die unserer Vorstellung die Möglichkeit lassen, sie in die schillerndsten Farben zu tauchen, illustrieren die Erzählung, ohne sich in den Vordergrund zu drängen. Der eigentliche Roman ist unterteilt in drei größere Teile – ‚Die Wiese‘, ‚Das Meer‘ und ‚Die Berge‘, drei Naturräume, die die Protagonistin erlebt, in denen sie lebt. Jedes dieser Teile besteht aus verschiedenen Abschnitten, passend zum Inhalt durch kleine Illustrationen von Farn im ersten, Seetang im zweiten und Schwalben im dritten Teil gekennzeichnet. Dennoch habe ich die jeweiligen Teile fast immer am Stück gelesen – zu sehr hat mich die Stimmung dieser Erzählung in ihren Bann gezogen. Erzählt in der dritten Person erleben wir aus der Perspektive Eepersips die Enge der häuslichen Welt und die unendliche Vielfalt und Schönheit der Natur, erfahren ihre Gedanken und Stimmungen, tanzen über die Wiese, kommen den Tieren nahe, genießen das Wasser auf unserer Haut … Bereits auf der Wiese streift Eepersip dann Schuhe ab, wird von Seite zu Seite im wahrsten Sinne des Wortes immer naturverbundener … Ob der Roman realistisch ist? Das Bild der Natur, das Barbara Newhall Follett zeichnet, ist detailliert, genau beobachtet und liebevoll beschrieben, die Geschichte stimmig und trotz aller Unmöglichkeit sehr real vorstellbar. Immer wieder wird auch die Perspektive anderer Personen aufgegriffen, im ersten Teil die von Barbaras Eltern. Hier erfahren wir ihr Denken, ihre Pläne und Gefühle, doch bleiben sie fremd – ebenso wie Eepersip ihrer Umgebung fremd bleibt und auch während des Lesens nie ganz zu fassen ist. Eine luftig leichte Erzählung, die ich all jenen empfehlen kann, die die Natur lieben, die Ruhe suchen (selten hat mich eine Geschichte so beruhigt) und die vielleicht manchmal gerne aufbrechen würden. Vielleicht nicht gerade in Momenten zu lesen, in denen spannende Abenteuer, rasche Erzählschritte, Beziehungsgeschichten gesucht werden. Wer sich auf die Träume von Natur und Freiheit einlässt, wird nicht enttäuscht werden.

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