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Rezension zu
Die Töchter des Nordens

Packende, kraftvoll-melancholische Dystopie

Von: Kate Rapp
06.05.2021

Dieser Roman ist Dystopie und Utopie in einem und zog mich von Beginn in seinen Bann. „Wenn man jung ist, hat man keine Angst vor dem, was möglich ist. Man kann sich nicht vorstellen, dass die Welt tatsächlich zu Schaden kommen kann, dass während der eigenen Lebenszeit irgendeine echte Katastrophe eintreten wird.“ Doch im England einer nicht ganz so fernen Zukunft gibt es Überflutungen im Lake District nach einer Klimakatastrophe, lange heiße Sommer, Regenzeiten, Stromknappheit und Verfall. Nach Hochwasserkatastrophen, Energiekrise und Versicherungsskandalen leben die Menschen in fest zugeteilten Distrikten, es herrscht Ausgangssperre, Reiseverbot und Zwangsverhütung. Es ist eine Art Militärdiktatur und ihre Marionette, der König von Großbritannien, scheint immerzu Krieg zu führen. Wer sich nicht innerhalb der Sektionsgrenzen aufhält gilt als ´Inoffizieller´. Die Namenlose Protagonistin flieht aus ihrer Ehe und vor der Arbeit in der Fabrik einer dieser Distrikt-Städte auf einen Sagenumwobenen Hof in Cumbria, auf dem nur Frauen leben. Doch das erträumte Paradies ist rauer, als erwartet, es gibt Spannungen innerhalb und Bedrohungen von außerhalb der Gruppe. Doch bald gewöhnt sie sich ein in diesen Ort der rauen Kameradschaft und harten Feldarbeit. Sie verehrt die kämpferische Anführerin Jackie und geht eine Liebesbeziehung mit Shruti ein. Nach und nach blättern die Schichten anerzogener Nachgiebigkeit und Weiblichkeit von ihr ab und sie wird zu der kraftvollen Person, die sich bisher in ihrem Kern verbarg. Als Jackie mit ihren Kämpferinnen in den Krieg gegen die Obrigkeit ziehen will, spaltet sich die Frauengemeinschaft und löst sich auf. Jackie, die charismatische Anführerin, ist eine Charakterstarke Person von Shakespearscher Ambivalenz, während ihr ein Gegenpol mit Shruti gesetzt wird, die der Gewalt abgeschworen hat. „Sie hat die Mauern eingerissen, die uns gefangen hielten. Auf der anderen Seite kam eine frische, rote Wiese zum Vorschein, und aus dem üppigen Boden sprossen all die Blumen des Krieges, die zu pflücken die Geschichte uns verwehrt hatte. Es war wunderschön, darauf zu wandeln. So wunderschön wie die Fells im Herbst “ Dass ihre Truppe keine wirkliche Chance hat, einen Krieg mit der sogenannten Obrigkeit zu überleben ist klar. Trotz der Melancholie, die über allem schwebt, werden keine brutalen Übergriffe auf Frauen geschildert, sondern das Menschenverachtende System an sich kritisiert und angeprangert. Ich mochten den Schreibstil der Autorin sehr, und diese Beschreibung weiblicher Rebellion, Willensstärke, Phantasie und Ausdauer, deren Symbol der gelbblühende, Stachelbewehrte Ginster wird, besitzt die inspirierende Kraft alter Mythen. Die Übersetzung aus dem Englischen von Sophia Lindsey erscheint an einigen Stellen leider etwas holprig.

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