Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Besuch aus ferner Zeit

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Erinnerungen aus der Vergangenheit

Von: Mimi
26.05.2021

In dem Roman „Besuch aus ferner Zeit“ von Katherine Webb begibt sich Olivia Molyneaux, kurz Liv, in Bristol auf die Suche nach ihrem verschollenen Vater. Im Haus ihres Vaters stößt sie schon bald auf Ungereimtheiten, wie verschobene Möbel. Und täglich kommt ein seltsamer älterer Mann zu Besuch, der bei ihr eine heiße Schokolade bestellen möchte. Nachts wird Liv von Albträumen heimgesucht: Ihr unbekannte Frauen und ein weinendes Baby tauchen darin auf. Und als wäre dies nicht alles schon genug hört Liv die Stimmen auch außerhalb ihrer Träume – wie verlorene Geister aus der Vergangenheit, die keine Ruhe finden können. Im nächsten Kapitel springt der Leser ins Jahr 1831. In jener Zeit lebt die wohlhabende Bethia Shiercliffe, die das Armenhaus unterstützt. Seit einiger Zeit ranken sich Geschichten um die rätselhafte Vergangenheit einer Bettlerin, die seit Jahren in einem Heuhaufen lebt. Bethia beschließt dem Rätsel nachzugehen und nimmt die Bettlerin Louisa im Armenhaus auf. Noch ahnt sie nicht, dass Louisa ihre sorgsam vertuschten Geheimnisse ihrer eigenen Vergangenheit ans Tageslicht bringen könnte. Die Geschehnisse in der Gegenwart mit Liv in der Hauptrolle wechseln nach jedem Kapitel mit denen aus der Vergangenheit zu Bethia. Beim Lesen habe ich kleine Puzzlestücke der rätselhaften Ereignisse aufgesammelt, die am Ende ein Gesamtbild ergeben. Denn ebenso wie Liv versucht man als Leser zu erfahren, wie die Ereignisse von damals und heute miteinander zusammen hängen. Und das Positive nach der unermüdlichen Suche: Das Gesamtbild kann sich sehen lassen. Bis man dort jedoch angelangt ist, ist es ein weiter weiter Weg. Bis weit über die Hälfte des Romans musste ich durchhalten, bis der ersehnte Spannungsbogen endlich zunahm und die Geschichte Fahrt aufgenommen hat. Der Roman liest sich wie eine alte Dampflok, die - eher kurz vor dem Ruhestand - sehr gemächlich anfährt, den Berg hinauf fast ins Stocken gerät, um dann an der Spitze angekommen, mit rasender Geschwindigkeit und ungebremst hinab ins Tal zu sausen. Kurz: Als Leser benötigt man enormes Durchhaltevermögen. Dieses Durchhaltevermögen zahlt sich schließlich aus und die Geschichte ergibt ein stimmiges Bild. Positiv zu erwähnen sind die charakterstarken Figuren. Da ist zum einen die depressive und von der Welt gebeutelte Liv, die bald zwischen Realität und Erinnerungen gefangen ist – Erinnerungen, die einer anderen Person gehören. Zum anderen die egoistische und selbstverliebte Bethia, die so sehr in die Welt der Reichen gehören möchte, dass sie dabei keine Rücksicht auf andere nimmt und irgendwann von der Vergangenheit eingeholt wird. Des weiteren finden sich innerhalb der Geschichte viele gute Parallelen, die die beiden Handlungenstränge eng miteinander verknüpft. So liest Bethia in ihrer Zeit die Zeitung, während Liv in der Gegenwart ebendiesen Artikel findet, um das Rätsel um die Stimmen in ihren Träumen zu lösen. Auch finden sich die beiden an denselben Orten, wie beispielsweise dem Hafen wieder, nur eben in unterschiedlichen Zeiten. Während Bethia einem Handelsschiff beim Beladen beobachtet, kann Liv nur das leere Meer entdecken. Der Schreibstil ist klar und gut lesbar. Vor allem zu Beginn jedoch ein bisschen trocken und träge. Der Roman spricht erwachsene Leser an, die auch mal gerne ins historische Bristol reisen möchten. Und man sollte offen sein für mystische Ereignisse und unerklärliche Begebenheiten. Ich persönlich hätte auf die Geistergeschichte verzichten können und eine andere Parallele zwischen Vergangenheit und Gegenwart besser gefunden. Fazit: Wenn man sich durch etliche Seiten gekämpft hat, kommt die Geschichte endlich in Schwung und findet ein zufriedenstellendes Ende. Ein kürzerer Anfang wäre zufriedenstellender. Ob ich diesen Roman jedoch jemals wieder lesen werde ist eher unwahrscheinlich. Insbesondere weil ich erklärliche Phänomene bevorzuge.

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.