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Rezension zu
Unter dem Schnee

Abwechslungsreich erzählter, atmosphärisch dichter Familienroman in Gestalt eines Kammerspiels

Von: Toni_M_R
15.10.2021

Gräfin Luise Emilia Katharina von Schwan – die Patriarchin des Guts sowie der Baumschule Schwanenholz - ist kurz vor Weihnachten im Jahre 1978 friedlich verstorben. Doch die Beerdigung von Gräfin Luise muss aufgrund eines umstürzenden Weihnachtstannenbaums unterbrochen und verschoben werden, als zudem ein Schneesturm die trauernde Gemeinde überrascht. Und dann trifft noch verspätet zur Beerdigung die mysteriöse Aimeè aus Arles ein. Doch ist sie wirklich die Tochter von Gräfin Luise und Monsieur Antoine Caroux, der während des zweiten Weltkriegs als Zwangsarbeiter auf Gut Schwanenholz beschäftigt gewesen sein soll? Katrin Burseg schildert in unter dem Schnee die Ereignisse von nur wenigen Tagen während der Schneekatastrophe im Jahrhundertwinter 1978/1979. Insgesamt spielt dieser Roman in einem Zeitraum vom Donnerstag, den 28. Dezember 1979 bis zum Montag, den 1. Januar 1979. Abwechslungsreich erzählt Katrin Burseg dabei aus wechselnden Perspektiven, die neben der Sicht der alten Köchin und Freundin der Gräfin Isa Walkin etwa auch die Sicht der Schwester von Gräfin Luise - Klementine von Rüstow – sowie von deren Söhnen Carl und Johann, von Johanns Tochter Caro und der mysteriösen Aimeé Caroux aus Arles umfassen. Das für ein Kammerspiel, das sich im eingeschneiten Gut Schwanenholz nach der versuchten Beerdigung von Gräfin Luise abspielt, recht umfangreiche Figurenarsenal führt Katrin Burseg in gekonnter Weise ein. Um den Überblick darüber zu behalten, empfiehlt sich jedoch ein Blick in den Stammbaum, der sich am Ende dieses Romans findet. In der Vorstellung der verschiedenen Personen haben mich die gelungenen Charakterisierungen - insbesondere der so sympathischen und lebensklugen Köchin Isa - überzeugt. Gräfin Luises Schwester Klementine lernt der Leser zunächst als zarte, zerbrechliche, fügsame und sentimentale alte Dame kennen. Klementines Söhne Carl und Johann sind grundverschieden. Carl ist ein autoritärer, herrischer, stolzer ganzer Kerl, der nur bei seiner hochschwangeren Frau Anette seine weiche Seite zeigt. Dagegen ist Johann ein schwacher Gutmensch, der es jedem recht machen will und sich nie durchzusetzen vermag. Und Johanns Tochter Caro, die von Isa groß gezogen wurde, nachdem ihre Mutter sie als kleines Kind verlassen hat, ist ebenso „schlau und kratzbürstig wie eine Wildkatze“. Im weiteren Verlauf dieses Romans erfährt man in nachgelagerten Rückblicken und ausführlichen Erinnerungen mehr über den Hintergrund, die Vergangenheit und generell das bisherige Leben dieser Figuren. Dabei behandelt Katrin Burseg die gesamte Geschichte der seit knapp hundert Jahren bestehenden Baumschule Schwanenholz beginnend bei deren Gründung durch Gustav von Schwan und lässt dabei auch die düsteren Kapitel, die die Zeit des zweiten Weltkriegs und die Problematik der Zwangsarbeiter betreffen, nicht aus. An unter dem Schnee hat mir besonders Katrin Bursegs flüssiger, gut lesbarer Schreibstil gefallen. Auch haben mir ihre gelungenen, atmosphärischen Beschreibungen zugesagt, in denen sie gerade zu Beginn recht poetische Bilder für den Winter findet – wie die „Eisblumen, die am alten Fensterglas aufblühten“. Im weiteren Verlauf dieses Romans wird dann jedoch eindringlich geschildert, dass die „Natur mit ihrem eisigen Tanz“ im Jahrhundertwinter 1978/1979 gezeigt hat, „wie verwundbar die moderne Gesellschaft war“, als die Dörfer ohne Strom von der Außenwelt abgeschnitten gewesen sind. An dieser Stelle profitiert unter dem Schnee mit Sicherheit davon, dass Katrin Burseg diese Katastrophe als Kind selbst mit erlebt hat, als sie für Tage mit ihrer Familie eingeschneit gewesen ist. Von mir gibt es eine klare Empfehlung für unter dem Schnee, obwohl es diesem Roman gerade in seinem Mittelteil gut getan hätte, diesen ein wenig fokussierter zu erzählen. Denn so haben dessen viele verschiedene Sichtweisen für mich da leider schon zu der ein oder anderen Länge geführt.

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