Rezension zu
Nebenan
Dieses Buch ist eine kleine Perle
Von: Maria ElisabethWas braucht es, um sich zugehörig zu fühlen? Vielleicht ein Umfeld, in dem man sich wohlfühlt? Im Mittelpunkt des Geschehens in Kristine Bilkaus neuem Roman "Nebenan" stehen zwei Frauen, die beide am Rande einer mittlerweile seelenlosen Kleinstadt am Nord-Ostsee-Kanal wohnen. Julia, kanpp 40, ist erst vor kurzem mit ihrem Freund aus Hamburg hergezogen, möchte eine Familie gründen und auf dem Land Wurzeln schlagen. Astrid, Anfang 60, lebt schon immer dort und hat als Hausärztin eine Praxis im Ort. Die Menschen kennen sich vom Sehen, aber jede/r bleibt für sich - "nebenan". Das heißt, trotz nachbarschaftlicher Nähe bleibt man auf Abstand und gibt keine Einblicke in sein Leben preis. Als Leser begleiten wir diese beiden Frauen in ihrem Alltag und auch in den verwaisten Ortskern, der seine besten Tage lange hinter sich hat und wo Tristesse vorherrscht. Wir erfahren etwas von der Sehnsucht von Julia und Astrid nach Zugehörigkeit und Vertrautheit und gleichzeitig von ihrem Unvermögen, sich zu öffnen und auf andere einzulassen. Kristine Bilkau zeichnet ein durchaus realistisches Bild möglicher Gedankenwelten 40- und 60-jähriger Frauen und fängt die Gefühle dieser beiden Frauen mit genauer Beobachtungsgabe und in feinfühligen Beschreibungen ein. Es geht dabei um Vergänglichkeit, das stille Trauern um Verlorengegangenes sowohl im eigenen Leben als auch im Äußeren wie die Verwaisung von Ortschaften, die keine Seele mehr haben. Der Roman lebt von den leisen Tönen, von dem, was zwischen den Zeilen steht und den offenen Fragen, auf die es - wie im realen Leben - nicht immer eine Antwort gibt. Kristine Bilkau ist erneut ein tolles (Frauen)Buch gelungen, das ich sehr gerne gelesen habe und mit Sicherheit ab und zu verschenken werde.
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