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Rezension zu
Nebenan

Ein schöner, einfühlsamer Roman über das Leben.

Von: MarcoL
01.05.2022

Ein Ort irgendwo am Nord-Ostsee-Kanal, zweigeteilt an beiden Ufern, verbunden über eine Fähre. Die Kreisstadt in der Nähe, dazwischen die Natur, unberührt könnte man meinen, und dennoch von der Zivilisation verschmutzt. Das Alte scheint brüchig, das Neue zögert, wie so oft. Familien ziehen zu, andere gehen, Häuser werden verkauft, andere abgerissen. Mitten in diesem Trott leben Julia und Astrid. Julia, 40, und Chris sind hinzugezogen, nisten sich ein. Astrid, 60, ist Ärztin und denkt darüber nach, allmählich ihre Praxis abzugeben. Eine verloren geglaubte Freundschaft zu einer Nachbarin, welche wegzog und unvermutet wieder auftaucht, bekümmert Astrid. Und dann ist da noch Elsa, die eigensinnige aber liebenswerte Tante von Astrid. Ein leerstehendes Haus – eine Familie, welche ohne Abschied gegangen ist, beschäftigt vor allem Julia. Was hat es mit dem mysteriösen Kind auf sich, welches dort eine kryptische Botschaft hinterlassen hat? Die Unwissenheit nagt an ihr ein wenig, und weit mehr noch ihre eigene Zukunft. Julia verzehrt sich in ihrem Wunsch nach einem Kind, versucht alles, sogar eine künstliche Befruchtung. Sie hat ein Keramikatelier eröffnet, zögert aber, als sie das Angebot erhält, mit Teenagern zu töpfern. Julia und Astrid kennen einander kaum, nur vom Sehen, ihre Wege mögen sich kreuzen. Und so verschieden ihre Leben sind, es verbindet sie der Wunsch nach Beständigkeit, nach einem geborgenen Platz im Leben. Sie teilen ihre Sorgen, Nöte, Ängste und auch Freuden, ohne einander näher zu kennen. Die Autorin zeichnet hier sehr einfühlsame Portraits der handelnden Frauen, und was es in dieser Gesellschaft bedeutet, Frau und Mutter zu sein. Über Generationen gelebte Verhaltensmuster und Verpflichtungen bröckeln auf, gleichsam wie alte Gebäude marode werden und ersetzt werden. Einsichten, dass das Leben möglicherweise mehr zu bieten hat als stumme Erwartungen und das Leben von Rollen, tauchen auf, unspektakulär und latent. Es ist ein sehr sanfter, aber tiefgreifender Roman, und ich gebe hier mehr als gerne eine Leseempfehlung.

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