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Rezension zu
Ich an meiner Seite

Überzeugend

Von: Lesereien
11.10.2023

Arthur war im Gefängnis. Warum, das weiß man zuerst nicht genau. Erst durch eine Reihe von Therapiesitzungen erfahren wir als LeserInnen rückblickend, wie es dazu kommen konnte. Birnbachers letzter Roman, "Wovon wir leben", hatte mich begeistert. Umso neugieriger war ich deshalb auf "Ich an meiner Seite". In beiden Romanen erzählt Birnbacher unaufgeregt von wichtigen Themen: In "Wovon wir leben" geht es um das Land- vs. Stadtleben und in diesem Roman darum, was Menschen dazu veranlassen kann, eine Straftat zu begehen. Der Roman beschäftigt sich mit der Frage, wie das Leben nach dem Vollzug aussieht und wie schwer Straftäter es haben, wenn sie sich wieder in die Gesellschaft integrieren möchten. Beides Themen, die komplex sind, aber Birnbacher gelingt es, sie auf glaubhafte Weise mit den Lebensgeschichten ihrer Figuren zu verweben. Arthur kämpft um einen Praktikumsplatz, um irgendeine Anstellung. Auch eine Wohnung findet er lange Zeit nicht. Trotz Unterstützung, die zum großen Teil eher zweifelhaft ist, öffnen sich ihm keine Türen. Er befindet sich am Rand des gesellschaftlichen Zusammenlebens, dorthin befördert durch den Strafvollzug. "Ich an meiner Seite" ist also ein Roman über das Leben nach der Zeit im Gefängnis. Es ist aber auch eine Geschichte darüber, wie wichtig es ist, von Menschen umgeben zu sein, die einen unterstützen, die sich kümmern und einen gerade in schwierigen Zeiten nicht alleine lassen. Sowohl in emotionaler als auch in materieller Hinsicht. Außerdem zeigt und kritisiert der Roman wie dokumenten- und lebenslaufgläubig die Gesellschaft ist. Der Mensch wird an dem bemessen, was er gemacht hat, nicht an dem, was er ist. Wir alle sind scheinbar human doings, nicht beings. Für mich ein weiterer überzeugender Roman von Birgit Birnbacher. Ich bin ein Fan!

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