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Rezension zu
Holly

Solider King

Von: Zeilentaenzer
25.11.2023

Es ist das Jahr 2021. Holly Gibney ist Privatermittlerin in der Kanzlei Finders Keepers. Kürzlich hat sie ihre Mutter an den Folgen einer Corona-Erkrankung verloren und befindet sich auch durch ihren ebenfalls verstorbenen Partner Bill Hodgens in einer Lebenskrise. Als sie von der verzweifelten Penny Dahl, die ihre Tochter Bonnie vermisst, um Hilfe gebeten wird, stellt Holly Nachforschungen an und stößt dabei auf diverse zurückliegende Vermisstenfälle, die möglicherweise mit dem aktuellen in Verbindung stehen. Alle scheinen im Umfeld eines inzwischen emeritierten Professorenpaars eine Rolle zu spielen. Mit Hilfe ihrer Mitstreiter kommt Holly der fürchterlichen Wahrheit bald näher. Der Charakter Holly ist bereits aus anderen Büchern von Stephen King bekannt. Sie spielte eine Rolle in The Outsider oder auch Mr. Mercedes. King macht kein Geheimnis daraus, dass ihm Holly inzwischen sehr ans Herz gewachsen ist, weswegen ihr mit seinem neuen Titel eine eigene Geschichte gewidmet wird. Die Handlung spielt in den Jahren 2012, 2015, 2018 und in der Gegenwart 2021. Das Coronavirus ist allgegenwärtig, Holly´s Mutter verstarb kürzlich an den Folgen der Erkrankung und sie selbst hält sich streng an die Corona-Vorschriften. Dieser Umstand aber auch die Stimmung im ganzen Land sowie die unterschiedlichen Ansichten zu den Themen Impfung und Maskenpflicht werden durchweg deutlich. Holly hatte offenbar ein ambivalentes Verhältnis zu ihrer Mutter, was sich besonders in ihrer Trauerverarbeitung zeigt. Neben Traurigkeit schwingt auch viel Wut und Enttäuschung mit. So kommt es Holly, die kürzlich auch ihren Partner Bill Hodgens (bekannt aus anderen King-Titeln) an Krebs verloren hat, gerade recht, als Penny Dahl sie bittet, nach ihrer Tochter Bonnie zu suchen, die seit drei Wochen vermisst wird. Weil die Polizei glaubt, Bonnie sei freiwillig verschwunden, wendet sich die entmutigte Mutter an Holly und ihre Kanzlei Finders Keepers, die es sich zur Aufgabe macht, vermisste Personen aufzuspüren. Durch den Roman hinweg werden die politischen Ansichten Kings deutlich, was mir im Gegensatz zu manch anderen Lesern positiv auffiel, wohl auch, weil ich diese teile. Allerdings hätte es für mich auch weniger corona-lastig sein können, denn das Virus, das zu dem Zeitpunkt zwar weltweit grassiert, wird im – für meinen Geschmack – übertriebenen Ausmaß thematisiert, sodass es dem Lesefluss und Spannungsaufbau unzuträglich ist. Viel Abwechslung schafft Stephen King indem er sämtliche relevante Figuren zu Wort kommen lässt. Da ist zum einen Holly selbst, als auch ihre Freunde und Helfer Barbara, Jerome und Pete sowie natürlich das alternde Professorenehepaar Emily und Rodney Harris. Die verschiedenen Perspektiven vermitteln den Leser:innen die Gedanken der Charaktere. Die Taten selbst und ihre Umsetzung sind oft schwer zu ertragen und ließen mich beim Lesen nicht selten erschaudern. Leider hatte ich den Eindruck, dass ab der Hälfte des Buches vieles bereits klar scheint und das Ende unnötig in die Länge gezogen wird. Als Leser:in weiß man schon recht schnell wer die Täter sind und kennt auch ihre Beweggründe. Mir gefiel tatsächlich die Thematik, welcher sich King in »Holly« widmet, gerade weil es sie in seinen Büchern, so meine ich, bisher nicht gegeben hat. Gleichsam macht sie auf die die moralischsten Abgründe aufmerksam und zeigt das Böse nicht in Form eines Ungeheuers sondern dem Menschen selbst. Den Schreibstil empfand ich recht angenehm, teils amüsant und doch mit der nötigen Ernsthaftigkeit. Stephen King versteht es auf beeindruckende Weise seinen Figuren Leben einzuhauchen. Keine der doch recht vielen Personen blieb blass. Nahezu alle konnte ich mir vor meinem geistigen Auge vorstellen. Sehr gekonnt sind die Beschreibungen der Protagonisten die nicht wie eine Aufzählung von Charaktereigenschaften wirken, sondern fast beiläufig in die Handlung mit eingeflochten werden. Insgesamt denke ich jedoch, dass Stephen King schon deutlich bessere Bücher geschrieben hat. Es ist ein solider Roman, der sich lesen lässt, aber sicher kein Muss ist. Phasenweise gelingt Stephen King ein guter Spannungsaufbau, sehr amüsant und durchaus sympathisch fand ich das Durchschimmern seiner politischen Ansichten, auch wenn Corona eine zu gewichtige Rolle in der Geschichte spielt. Die Charaktere überzeugen durchweg, die Handlung selbst flacht nach kurzer Zeit ab und schnell scheint das Ende klar. Das Thema und die Unmenschlichkeit harmonieren jedoch definitiv mit dem Horror-Genre. Sicher keines der besseren Kind-Bücher, aber gewiss kein schlechtes.

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