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Rezension zu
Gezeitenkinder

Wir brauchen mehr junge, mutige Menschen wie Hanna

Von: Ulrike Rosina
26.05.2024

Gemeinsam mit ihrer lebenslustigen Cousine Evi ist Hanna auf dem Weg nach Norderney. Auf der Insel wollen beide gemeinsam ihre erste Anstellung im Kindererholungsheim Strandhafer antreten – und sich damit endgültig der strengen Kontrolle der Eltern entziehen. Beide sind gelernte Kinderpflegerinnen. Während Evi dabei primär junge, attraktive Ärzte im Auge hat, schlägt Hannas Herz für die Kinder. Ihnen will sie den Aufenthalt im Heim, fernab von der Familie, möglichst angenehm machen. Schnell stellt sie fest, dass sie damit die Ausnahme ist. Das Hauptanliegen der Heimleitung ist der reibungslose Tagesablauf im Haus. Für ein individuelles Eingehen auf die Bedürfnisse der kleinen Gäste ist keine Zeit. Und dann sind da noch die Isolierzimmer und die geheimnisvollen Anwendungen von Dr. Gebhardt. In ersteren verschwinden bevorzugt die Kinder, die sich gegen die lieblose Behandlung auflehnen, während die Anwendungen bei einigen kleinen Patientinnen und Patienten große Schmerzen hervorrufen. Hanna will den Machenschaften auf den Grund gehen und stolpert dabei über mehrere skelettierte Leichen in einem alten Bunker aus der Nazizeit. Sind das die Überreste der Insassen des Arbeitslagers, die kurz vor Kriegsende spurlos verschwunden sind? Und was hat die Heimleiterin damit zu tun? Wir brauchen mehr Menschen wie Hanna Junge Menschen wie Hanna sind ein Glücksfall für unsere Gesellschaft. Damals genauso wie heute. Junge Menschen, die nicht wegsehen, sich nicht einschüchtern lassen, den Dingen auf den Grund gehen. Auch dann, wenn es für sie selbst massive Nachteile haben kann. Durch ihr engagiertes Vorgehen kann sie Seilschaften aufdecken, die sich seit der Nazizeit unverändert gehalten haben. Und sie kann dafür sorgen, dass die kleinen Bewohnerinnen und Bewohner des Heims nicht mehr als Versuchskaninchen für die Karriere der Mediziner im Hintergrund herhalten müssen. Mit Anwendungen und Tests, bei denen es Null um das Wohl der Kinder geht. Ich fand Gezeitenkinder von Luise Diekhoff sehr bewegend und – angesichts der aktuellen Entwicklungen im Land – wichtig wie nie und konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Wir haben die alten Seilschaften immer noch und sie trauen sich wieder hemmungslos an die Öffentlichkeit. Deshalb müssen wir hinschauen und handeln. So wie die mutige Hanna in Gezeitenkinder.

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