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Rezension zu
Meine Katze Jugoslawien

Ein Roman der ohne Pathos oder Bewertung vom Schrecken des Krieges und des Lebens erzählt.

Von: MarieOn
17.06.2024

Emine ist Kosovarin. Sie lebte mit ihren Eltern in den Bergen und träumte von einer großen Stadt. Denn die Kosovarinnen können keinen Beruf ergreifen oder hatte hier je jemand von einer Polizistin, Lehrerin, Juristin oder gar Politikerin gehört? Mit siebzehn ist Emine eine ausgesprochene Schönheit, das findet auch Bajram, der sie auf der Straße anspricht und zur Schule fahren will. Kurz darauf hält er mit seinem Vater Einzug in das Haus ihres Vaters, um ihre Hand anzuhalten. Während den Gesprächen bereitet und serviert Emine den Tee, wie sie es von ihrer Mutter gelernt hat. Zuerst dem fremden Vater, dann ihrem und zuletzt Bajram. Wie es die Tradition fordert hält Emine noch etwas Konversation mit den Fremden. Am Abend sagt ihr babë, dass sie armes unbedeutendes Kind sich glücklich schätzen könne, dass ihr Zukünftiger in Pristina die Sprachen und Literaturen des Balkan studiere. Ihre Mutter hingegen warnt sie, trichtert ihr ein, dass eine nach der Heirat davongejagte Frau den Ruf der ganzen Sippe schädige. Die Frau habe dem Manne zu dienen, so sei sie von kleinauf erzogen, das solle sie nie vergessen. Emines und Bajrams jüngster Sohn Bekim wird sich von seiner Familie distanzieren und ein einsames, zurückgezogenes Leben führen. Seine treueste Begleiterin wird eine Königsboa sein. Bekims wunderliches Verhältnis zu Katzen, die in seiner Heimat verabscheuenswürdiger Straßenunrat sind und zu Schlangen mögen aus seiner frühesten Kindheit stammen, der er als junger Mann auf den Grund gehen wird. Fazit: Diese Geschichte ist nicht so flockig, wie der Klappentext verspricht, sondern eine Unbequeme, die es in sich hat. Pajtim Statovci hält an zwei Erzählsträngen fest. Die einer Familie, aus Sicht der Mutter und die ihres Sohnes Bekim. Der Autor lässt die Mutter über Zwangsehe, die Machtergreifung Milosevic und den Balkankrieg sprechen. Den Sohn über seine missglückte Integration, seine Einsamkeit und seine Queerness. Ich bekam einen Einblick in die Kriegsgräueltaten der Serben gegen die muslimischen Völker, in traditionelle misogyne Familienrollenbilder und wie es sein muss in vieler Hinsicht anders zu sein, in einem Land, das sich vom eigenen so deutlich unterscheidet. Wie es sein muss vertrieben zu sein und seine Herkunft zu verwünschen, wegen der autoritäten Erziehung des Vaters. Der Autor schreibt über das Leid und die Missstände, die auf dieser Welt passieren und löst Wut in mir aus, dann gönnt er mir eine Verschnaufpause, indem er augenscheinlich lockere Bilder über kokettierende Katzen und symbolträchtige Schlangen schafft, bis dem aufmerksamen Leser auffallen muss, was Bekim während seiner Kindheit passiert ist. Und schon hat er mich wieder in einen Schrecken versetzt, dem ein Kopfschütteln folgt. Ein Roman, der ohne Pathos und Bewertung von den Schrecken des Krieges und des Lebens erzählt, den ich gelungen und in seiner Herangehensweise sehr besonders finde. Und natürlich zu recht auf der Shortlist des internationalen Literaturpreises zu finden ist.

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