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Rezension zu
Die mir den Tod wünschen

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Spannung mit Lerneffekt in bewährtem Survival-Setting

Von: WolfgangB
17.05.2016

Man nehme einen jugendlichen Helden, lasse ihn zufällig einen Mord beobachten, verstecke ihn im Rahmen eines Zeugenschutzprogramms im Nirgendwo zwischen vielen Bergen und Bäumen und setze die eiskalten Killer wie Bluthunde auf seine Fährte. So lautet die Bastelanleitung, aus dem sich relativ einfach ein hochspannender Plot konstruieren läßt und der bereits etliche Regisseure für ihre Filme gefolgt sind. Wie sich anhand etwa von "Cliffhanger", "Am wilden Fluß" oder "Auf Messers Schneide" beoachten läßt, können Anzahl, Motivation und Ausrüstung der Gegner, Umgebung und Jahreszeit oder die Figur des Protagonisten frei variiert werden. Solange die Gefahr sowohl von den Verfolgern, als auch von der urtümlich-unwirtlichen Umgebung droht, sollte dem Rezipienten keinen Augenblick langweilig werden. Auch der aktuelle Roman folgt diesem bewährten Schema. Unter falschem Namen nimmt der vierzehnjährige Jace an einer mehrtägigen Wanderung teil, im Zuge derer perspektivenlose Jugendliche aus ihrer urbanen Umgebung herausgerissen und mit einer Extremsituation konfrontiert werden. Unter fachkundiger Anleitung des versierten ehemaligen Navy-Ausbildners Ethan Serbin werden sie in den elementaren Gesetzen der Natur unterwiesen und hinterfragen ihre eigenen Prioritäten umso intensiver, je näher sie dem Zustand der körperlichen Erschöpfung kommen. Der Autor nähert sich seinem Thema mit der ehrfürchtigen Faszination eines Abenteurers, der die Witterung in den Bergen nicht nur aus Hochglanzbildbänden kennt. Konsequenterweise bietet der Roman neben der Unterhaltungs- auch noch eine nicht zu verachtende Lernkomponente, er vermittelt Wissen, das man tatsächlich in entsprechenden Situationen anwenden könnte. Wichtiger als alles andere beim Überleben in der Wildnis, sogar noch als der erste Tropfen Wasser, ist zunächst eine positive Grundeinstellung, der eiserne Wille zum Durchhalten. Erst mit diesem mentalen Rüstzeug ausgestattet, darf man sich an den nächsten Schritt, die Suche nach einem Unterschlupf wagen. Aber welche materiellen Prioritäten gelten abgesehen davon? Wie soll man sich erst einmal verhalten, wenn man sich verirrt hat? Um die weitere Marschrichtung zu bestimmen, konstruiert man sich einen provisorischen Kompaß und richtet ihn nach dem Stand der Sonne aus. Wenn man sich schließlich wieder in Bewegung gesetzt hat, wie vermeidet man unerwünschten Kontakt mit Bären? Und wenn die Nacht hereinbricht, wie geht man möglichst geschickt bei der Errichtung eines provisorschen Lagers vor? Ohne den Hauptzweck der Erzählung aus den Augen zu verlieren, wagt der Autor mit dem Leser immer wieder kleine informative Exkurse, sodaß schließlich das Gefühl verbleibt, um praktisch anwendbares Wissen bereichert worden zu sein. Die Gefahr, sich im Dickicht der Theorie zu verheddern, besteht dabei gar nicht. Wie von selbst nimmt die Erzählung immer wieder an Tempo auf, wenn die Verfolger in seelenloser Effizienz die Spur wittern. Die Spannung entsteht dabei ebenso automatisch durch die beklemmende Situation, nicht nur gegen menschliche Gegner, sondern auch gegen die natürlichen Gegebenheiten ankämpfen zu müssen. Und weder die einen, noch die anderen erweisen sich dabei als sonderlich verhandlungsbereit. In der Hörbuchfassung versteht es Uve Teschner, den Roman noch zu veredeln. Als Antagonisten fungiert hier ein Brüderpaar, das in seinem täuschend harmlosen Auftreten und den eigenwilligen Unterhaltungen an Mr Wint und Mr Kidd, den Mördern aus dem James Bond-Film "Diamantenfieber" erinnern. Sie setzen sich über alle Gesetze hinweg, sie wiegen ihre Opfer in trügerische Sicherheit, um schließlich mit umso brutalerer Grausamkeit ihr tödliches Werk zu verrichten. Teschner verleiht ihnen eine singsangartige Sprachmelodie, um die berühmte Banalität des Bösen noch besser hervorzuheben. Persönliches Fazit: "Die mir den Tod wünschen" bietet solide Spannung in einem Survival-Setting, wie es aus zahlreichen Filmen und "MacGyver"-Episoden bekannt ist.

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