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Rezension zu
Das Buch der Spiegel

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Verwirrend, spannend, aber langatmig!

Von: Sandra R. aus Würzburg
22.02.2017

Oh wie gerne wollte ich mal Lektor sein und ein Manuskript in den Händen halten! Diese Erfahrung, die ich sonst nur durch den Protagonisten von "Das Buch der Spiegel" Peter Katz - einem routinierten, erfahrenem Literaturkritiker - näher gebracht bekommen hätte, wurde mir nun vom Goldmann Verlag ermöglicht - vielen Dank an dieser Stelle nochmal. Natürlich konnte ich das Manuskript wann immer ich wollte aus der Hand legen - was Katz zu Beginn des Buches nicht kann. Er bekommt durch Zufall ein unvollständiges Exposé von Richard Flynn in die Hände und ist sofort interessiert - insbesondere die Tatsache, dass es sich angeblich um eine wahre Begebenheit dreht, macht ihn neugierig. Er will mehr wissen, doch das bleibt ihm erstmal verwehrt, denn der Autor verstirbt kurze Zeit später an einer Krankheit. Da selbst seine Lebensgefährtin nichts von dem Aufenthaltsort der restlichen Kapitel weiß, recherchiert Katz selbst weiter und versucht weiteres über den Mord an Professor Wieder heraus zu bekommen. Da dieser aber schon bald 30 Jahre zurück liegt, ist es alles andere als einfach Informationen zu bekommen: Viele der Personen, die damals in den Fall in irgendeiner Weise auch immer involviert waren, können (oder wollen?) sich nicht mehr an Details erinnern. Es entsteht ein Spinnennetz an Ungereimheiten, das seine Fäden aus Lug, Trug und der Wahrheit gesponnen hat. Nur - wo fängt die Wahrheit an, wo hört sie auf? Wann hilft einem Menschen seine Einbildung (vielleicht auch seine Fantasie?!) - etwa dann, wenn er unbewusst gar nicht lügen will? Ist es dann überhaupt eine Lüge? Fragen, die Katz verwirren und nerven. Zu seinem Glück nimmt sich gegen Ende ein pensionierter Cop seiner (Suche) an und hilft ihm, dem Geschehen auf den Grund zu gehen. Auch der Leser hat - insbesondere durch die häufigen Perspektivenwechsel - so seine Probleme, mitzukommen. Die Auflösung des Ganzen ist zwar zum Ende hin ganz interessant (insbesondere wenn man "versteht" (oder auch nicht) wie leicht sich Erinnerungen manipulieren lassen und wie leicht die Zeit oder eine Person in das Unterbewusstsein eines Anderen eingreifen kann), aber zeitweise ermöglichen es einem Leser die recht blassen Figuren nicht, Empathie zu empfinden oder sich in einen Charakter hineinzuversetzen. Stellenweise ist es auch recht schwierig sich abermals ellenlange Aussagen der möglichen Täter durchzulesen, die sich alle im Gesamten sehr ähneln. Man möchte stellenweise einfach nur noch wissen, wer denn jetzt der Täter war. Dazu kommt eben leider auch, dass die Figuren recht schwach gezeichnet sind. Die Story ansich ist vom Grundplot her natürlich recht spannend weil unvorhersehbar. Auch Chirovicis Schreibstil hat so seine Stärken - ich würde ihn als flüssig, einfach zu lesen und dennoch zum Teil recht fesselnd (wenn auch fast schon zu hektisch) beschreiben. Herauszuholen wäre aus dem Kriminalroman / Thriller jedoch mehr gewesen - es ist wirklich schade, dass die ersten Seiten so spannend und komplex sind, der Plot aber mehr und mehr nachlässt. Das Ende ist dann wieder recht stark - allerdings nicht unbedingt wegen der "Auflösung" des Mordfalls sondern eher weil es nachdenklich stimmt und wieder den Bogen zu den ersten Kapiteln schlägt. Generell fordert Chirovici den Leser immer wieder auf, eigene Thesen über das Geschehene aufzustellen bzw. selbst etwas hineinzuinterpretieren (oder eben nicht) - was natürlich Ansichtssache ist. Mir hat es ansich recht gut gefallen, daher macht es den teils langatmigen Hauptteil wieder wett. Somit gebe ich dem Roman - wobei er sich eigentlich nicht wirklich einem bestimmten Genre zuordnen lässt - 4 Sterne!

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