Rezension zu
Das Buch der Spiegel
Der Papierkorb in unserem Hirn
Von: Stephanie FeyE. O. Chirovici „Das Buch der Spiegel“ Roman Das Cover verheißt einen Schauerroman. Es zeigt eine rotverfärbte Burg, die sich über den Schutzumschlag zieht. Ein Bild, das aus einem nächtlichen Traum gegriffen sein könnte. Anders als erwartet geht es aber im Roman nicht um eine Geistergeschichte in einem englischen Schloss, sondern um Gedächtnis und Erinnerung. Ein Literaturagent fischt ein unverlangtes Manuskript aus dem Stapel der täglichen Einsendungen und nach der üblichen Leseprobe will er unbedingt wissen, wie die Geschichte weitergeht. Nicht nur das, er hält den Inhalt des Textes, auf Grund des Anschreibens für wahr. Doch den Verfasser ausfindig zu machen, gelingt nicht so einfach. Als er erfährt, dass der Autor verstorben ist, stellt er Nachforschungen an, engagiert sogar einen Privatdetektiv. Dann wechselt die Perspektive und aus einer anderen Sicht wird erzählt. So erfährt man nach und nach die Geschichte aus den Erinnerungen der anderen Beteiligten. Ein gelungenes Spiel mit Wahrheit und Gedächtnis, ein verschachteltes Verwirrspiel. Beim Lesen fragte ich mich mehrmals, wo die Wahrheit liegt, und was ich davon glaube. Erinnerungen verformen sich, werden angepasst, besonders traumatische Erinnerungen werden modifiziert. Unser Gehirn ist mit einem Papierkorb ausgestattet, es entfernt, was nicht passt, heißt es an einer Stelle. Der Roman ist bis zum Schluss spannend, hat schöne Metaphern und Szeneneinfälle. Das Buch der Spiegel ist ein rundum gelungener Roman, und man darf gespannt sein, was der Autor als nächstes ausheckt.
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