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Rezension zu
Libellenschwestern

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Kinder als Geldmaschinen

Von: Buchperlenblog
25.03.2018

Ich habe ja nun mittlerweile schon einige Bücher gelesen, die sich mit den Grausamkeiten der Menschheit beschäftigen, die unsere Machtgier und Sucht nach Ruhm und Reichtum aufzeigen. Und doch gibt es immer wieder neue Geschichten, die man ausgraben kann, die vielleicht weniger in unseren Köpfen präsent, deshalb aber nicht weniger wahr sind. Die Geschichte der Libellenschwestern beschäftigt sich mit den Waisenhäusern der Tennessee Children’s Home Society. Die Einrichtung gab es wirklich, und sie trieb ihre Machenschaften bis in die 1950er Jahre in Amerika. Die Leiterin, Mrs Georgia Tann, gilt als die Mutter der modernen Adoption, sie hat Waisenkinder wieder „salonfähig“ gemacht. Und zweifellos hat sie Kindern ein neues Zuhause gegeben. Doch viele der mittels marktschreierischer Werbeanzeigen angepriesenen Kinder waren gar keine Waisen. Von der eigenen Veranda gestohlen, am Wegesrand eingesammelt, den verzweifelten Eltern entrissen. Wie es auch den Foss-Geschwistern in der Geschichte von Lisa Wingate ergeht. Die Geschichte ist Fiktion, doch die Wahrheit steckt in ihr. Kinder als Geldmaschine. Zwei Handlungsstränge eröffnen sich dem Leser. Wir befinden uns zusammen mit Rill Foss 1939 auf dem Hausboot, werden mit ihr zusammen dem Zuhause entrissen und landen mit ihr und ihren Geschwistern bei Mrs. Tann. Wer nicht spurt, dem droht man mit Bestrafung. Mehr als 500 Kinder verschwanden zwischen 1920 und 1950 spurlos in den Heimen, die Mrs Tann unterstanden, mehrere tausend wurden von ihren Familien getrennt und fanden nur in den seltensten Fällen wieder zueinander. Auch den Teil in der Gegenwart fand ich großartig. Wir folgen Avery Staffort, die durch einen Zufall auf die Vergangenheit ihrer eigenen Großmutter stößt, wohl verwahrt in einem kleinen Haus in Augusta. Die Zeit, die man in der Gegenwart verbringt, macht die Geschichte erträglich, denn hier gibt es Lichtblicke, denen man aufatmend entgegen blicken kann. Die zarte Liebesgeschichte, die sich entspinnt, hätte es meiner Meinung nach nicht unbedingt gebraucht, aber sie hält sich so im Hintergrund, dass sie einfach nur einem warmen Sonnenstrahl gleicht, der zwischen all die finsteren Seiten fällt. Der Stil der Autorin ist sehr angenehm, emotional, doch nie überladen. Wir wissen nur das, was auch Avery und Rill wissen können. So bleiben zwar so manche schreckliche Details verborgen, doch fühlt man sich mit den Personen sehr verbunden. Und auch ohne konkretes Wissen, kann man sich viel Unausgesprochenes vorstellen. Der Wechsel zwischen den Zeiten tat mir gut, so konnte ich verarbeiten, was ich erfuhr. Fazit Libellenschwestern erzählt in großem Stil von realer Zwangsadoption und von Machtmissbrauch. Aber es erzählt auch von einer Liebe innerhalb der Familienbande, die kein Mensch und keine Entfernung trennen können. Es erzählt eine Geschichte von tausenden, die es so gegeben haben könnte.

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