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Rezension zu
Knife

Knife

Von: Letteratura
05.06.2024

„Da bist du ja. Du bist es also.“ S. 17 Seitdem 33 Jahre zuvor Ayatollah Ruhollah Chomeini die Fatwa über Salman Rushdie verhängte, hatte der Autor sich immer wieder vorgestellt, wie er wohl sein würde, sein Attentäter. Und als es dann passierte, er ihn aus der Menge der Zuschauer auf die Bühne und auf ihn zulaufen sah, kamen ihm diese fast banalen Worte in den Sinn. Und gleich darauf folgend: „Warum heute? Echt jetzt?“ Diesen saloppen Ton, der doch etwas so Monströses und Ungeheuerliches beschreibt, finden wir zuweilen in Rushdies neuestem Buch „Knife“, doch wie so oft findet der Autor die Balance, schreibt er so elegant wie auf den Punkt. Das Buch lebt unter anderem vom Ton des Autors, hervorragend übersetzt von Bernhard Robben, vom leichten Humor, der trotz aller Schwere immer wieder durchscheint, von den stechend scharfen Beobachtungen, für die er eine Sprache findet, die oft so präzise ist, dass ich immer wieder staunen musste. Rushdie erzählt vom Tag des Attentats im August 2022, das er nur haarscharf überlebte, und das sein Leben in ein Vorher und ein Nachher teilt. Er erzählt von der ersten Zeit im Krankenhaus, von seiner Frau Eliza, die ihm eine so große Stütze war und doch auch selbst ein Opfer des Attentats ist. Dem Zuspruch von Freunden, aber auch von der Öffentlichkeit, vom Besuch der Söhne. Von den schweren Verletzungen, vom Verlust des rechten Auges, den er auch zu dem Zeitpunkt, als er „Knife“ schließlich beendet, noch nicht verwunden hat. Aber Rushdie wäre nicht Rushdie, wenn er sich auf eine Nacherzählung des Angriffs und seiner direkten Folgen beschränken würde (obwohl auch dies allein seine absolute Berechtigung hätte). Er beschäftigt sich mit seinem Angreifer; den Plan, ihn persönlich zu treffen, verwirft er, imaginiert stattdessen ein Gespräch mit ihm und nähert sich so einem Prototyp des islamistischen Attentäters an. Er sinniert über das Schreiben und sein Leben als Autor, am Ende steht noch ein persönliches Statement zur Religion, die für ihn eindeutig ins Private gehört, gegen die er sich aber nicht generell positionieren möchte. Rushdie erzählt, er habe eigentlich einen anderen Romanentwurf in der Schublade gehabt, doch bevor er daran denken konnte, etwas Fiktives zu Papier zu bringen, habe er über das Attentat schreiben müssen. Herausgekommen ist ein absolut lesenswertes Buch, menschlich, warmherzig und verletzlich auf der einen Seite (im Gegensatz zu seiner Autobiographie „Joseph Anton“ hat er hier in der Ich-Perspektive geschrieben), klug und scharfsinnig auf der anderen. Ich empfehle die Lektüre von „Knife“ unbedingt, und ich hoffe, dass Rushdie bereits an seinem im Buch angeteaserten Collegeroman schreibt, denn ich kann nicht erwarten, ihn zu lesen.

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