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Rezensionen zu
Löwenzahnwirbelsturm in Orange

Tamar Tandaschwili

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€ 10,00 [D] inkl. MwSt. | € 10,30 [A] | CHF 14,50* (* empf. VK-Preis)

Ich gebe zu, das Buch war nicht leicht zu lesen – manchmal etwas wirr und holprig, dennoch mit einer gewissen Konsequenz in den Abfolgen. Vor allem die vielen (und für uns natürlich ungewöhnliche) Namen, machten die Lektüre etwas schwierig. Aber es lohnt sich. Der Roman ist ein Aufschrei – ein Manifest gegen die patriarchalen Zustände in Georgien. Mit scharfer Zunge geht die Autorin gegen die orthodoxe Kirche, das korrupte Staatssystem und die in allem innehaltende Frauenfeindlichkeit und Homophobie vor. Die Psychologin Eka erzählt ihre Geschichte, führt selbst eine Beziehung zu einer Frau, und begegnet bei ihren Sitzungen stark traumatisierten Frauen und Männern, welche der staatlichen – aber auch kirchlichen Gewalt zum Opfer fielen. Folter, Missbrauch, Gewaltausübung. Es sind alles Tabuthemen in Georgien – umso mutiger finde ich dieses Buch. Es ist schwierig, als selbst bestimmende Frau in dem Land zu leben, die gegen das System aufbegehrt, und zudem noch homosexuell ist. Manche Szenen sind schockieren, obwohl wir ja im Prinzip wissen, wie die Gesellschaftsstruktur in solchen Ländern aussieht. Der Titel des Buches erklärt sich im letzten Kapitel selbst mit seinem leicht beschwörenden Inhalt und versöhnt ein klein wenig mit der Härte der vorangegangenen Seiten. Tamar Tandaschwili arbeitet selbst als Psychologin, ist Aktivistin und steht für die Rechte der Frauen unterdrückten queeren Bevölkerung ein. Dieses Buch ist ihr erster auf deutsch erschienener Roman (Original 2016). Manche Kapitel (sie sind alle sehr kurz) musste ich zwar zweimal lesen, wenn die Konzentration mal nicht so wollte wie ich, aber ich gebe hier trotzdem und sehr gerne eine Leseempfehlung – und sei es darum, den Blick über den Tellerrand zu erweitern.

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Es fühlt sich nicht an wie ein Roman denn dieses Buch ist innerlich unruhig, ich möchte beinahe sagen zerbrochen, ähnlich vielen seiner Protagonisten, die hier nichts als Schmerz und Verachtung erfahren. Als roter Faden zieht sich vielleicht die Person der Psychologin Eka durch das Buch, die hin und wieder auftaucht und der einige dieser teilweise haarsträubenden Geschichten erzählt werden. Homophobie, die zu Vergewaltigungen von Männern oder Frauen führt, Hass auf alle Lebewesen, aber auch Krankheit und Mystischer Glaube füllen diese Seiten. Es entsteht ein vielschichtiges Gemälde der Georgischen Gesellschaft, die noch immer unter den Folgen der Gewalt marodierender Paramilitärs in den Neunzigern und der Verquickung von Kriminalität und Kirche leidet. Dieser springende Reigen, der um ein junges lesbisches Paar und den Politiker mit krimineller Vergangenheit Mserosa kreist, wird beendet durch ein entflohenes grünes Nilpferd und eine Riesenradfahrt mit verstorbenen Kindern. All diese Kapitel, die lose zusammenhängen, haben einen harten, utopistisch-feministischen Kern, aus dem sie entspringen, der unter Gewaltanwendung in kleine Körner zerstiebt, die sich wie Samen in die Herzen der Leser*innen legen und dort Mitgefühl, Empathie und Toleranz sprießen lassen und am allerwichtigsten: internationale Solidarität. Hoffentlich wird diese Saat aufgehen, die Tamar Tadschwili mit harter Hand zwischen diese Zeilen gesät hat, und ihre Utopie fürs das Jahr 2027 erfüllt sich, in dem LGBT-Personen zu Priestern geweiht werden, unter ihnen eine Transfrau. Ein brutales, schräges aber magisches Buch, eines das erschüttert und aufrüttelt und dennoch die Hoffnung in grellen Buchtstaben auf uns niederregnen lässt.Unbedingte Leseempfehlung! Aus dem Georgischen von Natia Mikeladse-Bachsoliani,

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