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Rezensionen zu
Ein völlig anderes Leben

Lisa Quentin

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€ 20,00 [D] inkl. MwSt. | € 20,60 [A] | CHF 27,90* (* empf. VK-Preis)

In Lisa Quentins Roman geht es um Zwangsadoptionen in der DDR. Die Handlung ist aus den Perspektiven einer betroffenen Tochter und einer betroffenen Mutter erzählt. Nachdem Jules Mutter in Hamburg gestorben ist, findet Jule beim Auflösen der Wohnung zufällig heraus, dass sie ein Adoptivkind ist. Natürlich fragt sie sich, warum Anne, ihre jetzt verstorbene Mutter, darüber nie mit ihr gesprochen hat, wie auch über vieles andere aus ihrer Vergangenheit nicht. Ganz im Gegenteil, Anne hat vollkommen dichtgemacht und war tagelang weder ansprechbar noch handlungsfähig, wenn Jule ihr Fragen stellte. Könnte hier vielleicht die Ursache dafür zu finden sein, warum sie - Jule - schon immer Schwierigkeiten mit Menschen hat? Gedrängt von ihrer einzigen Freundin begibt sie sich, wenn auch zunächst widerwillig, auf die Suche nach der Wahrheit. In einem kleinen Ort bei Rostock lebt Eva. In den achtziger Jahren verbüßte sie eine Haftstrafe wegen versuchter Republikflucht. Damals wurde ihr die in Haft geborene Tochter genommen. In Unkenntnis hatte sie die Einverständniserklärung zur Adoptionsfreigabe unterschrieben. Nach ihrer Entlassung stand sie vor vollendeten Tatsachen, ihre Tochter war unerreichbar für sie. Nach der Abwicklung der DDR versucht sie erneut, ihre Tochter zu finden, stößt aber noch immer auf unüberwindbaren Widerstand. Ab hier Spoiler Ich habe den Roman über das mich zugleich berührende und empörende Thema gerne gelesen, hatte aber durchaus Schwierigkeiten mit den Figuren. Vor allem Jule hat es mir nicht leicht gemacht, sie zu mögen, weil ihr Verhalten für mich viele Fragen aufwirft. Warum hat sie niemandem von Ankes Tod erzählt und sie ganz alleine beerdigt? Warum stößt sie jede Person vor den Kopf, die ihr näher kommt und bricht den Kontakt ab, sobald jemand Interesse an ihr zeigt? Warum kann oder will sie keine Verbindlichkeiten eingehen? Auch Eva, die sie nach erstaunlich kurzer Suche findet, begegnet sie abweisend und mit unausgesprochener Anklage. Über ihr Leben in der Adoptivfamilie und über Anke, über Ankes Tod kurz zuvor erzählt sie ihr nichts. Warum fertigt sie Eva so ab? Was hat sie erwartet? Jule wirkt in ihren nicht vorhandenen Problemlösungskompetenzen auf mich sehr unerwachsen, und das erstaunt mich, da sie bereits als Grundschulkind das Leben mit einer depressiven Mutter meistern musste, viele Umzüge erlebte und die damit verbundene immer neue Entwurzelung erlitt. An keiner Stelle nimmt sie ihr Leben in die eigene Hand oder trifft bewusste, auf Überlegungen basierende Entscheidungen, sondern lässt sich treiben. Es wirkt beinahe so, als ob Anke ihre Depressionen an sie weitergegeben hat. Bei Jules Biografie hätte ich ein gewisses Maß an Resilienz erwartet, stattdessen versinkt sie in Selbstmitleid und Alkohol. Die Figur der Eva ist für mich leichter zugänglich. Ihre Motivation und Vorgehensweisen erscheinen mir schlüssiger und besser nachvollziehbar als Jules Art. Sie schöpft alle Suchoptionen nach ihrer Tochter aus, sobald sie nach 1990 die Möglichkeit hat. Ausgebremst wird sie, als klar wird, dass sie aufgrund ihrer damaligen Unterschrift nur darauf hoffen kann, dass die Tochter ebenfalls nach ihr sucht. Eva ist eine erstaunlich klar und analytisch denkende Frau, die unsagbar Furchtbares erlebt und erlitten hat, der es aber trotz aller Tragik dennoch gelingt, ihrem Leben Struktur zu geben und gesellschaftsfähig zu sein, wenn auch auf völlig andere Weise, als sie es sich als junge Frau erträumt hatte. Ich würde nicht so weit gehen, sie als glücklich zu bezeichnen, aber sie kommt klar. Beide Frauen suchen ihre Mutter respektive ihre Tochter und scheitern bei den zuständigen Sachbearbeitern an einem Vermerk, der auf den Entscheidungen eines nicht mehr existierenden Staates beruht. Ich frage mich, warum weder Mutter noch Tochter die Hilfe eines Anwalts in Anspruch genommen haben. Spoiler Ende Obwohl ich meine Probleme mit der Charakterzeichnung einer der Protagonistinnen habe, gefiel mir dieses Buch außerordentlich gut. Zwangsadoptionen haben in der DDR in unvorstellbar hoher Zahl stattgefunden (dazu gibt es Informationen im Anhang, Stand 2021), nur sehr wenige konnten bislang aufgeklärt werden, und es steht zu befürchten, dass die Aufklärung in den allermeisten Fällen nicht gelingen wird. Im Internet kann man dazu sehr viel nachlesen und dabei wird auch klar, wie schwierig die Gesetzeslage dazu auch heute, mehr als 30 Jahre nach der Einheit, noch immer ist. Gleichzeitig fragt der Roman nach der Bedeutung von Herkunft und Heimat. Mir kam beim Lesen immer wieder die Frage nach dem ererbten Trauma in den Sinn. Wessen Trauma hat Jule geerbt? Anke, die Adoptivmutter, hatte ihre ganz eigenen Probleme, und vielleicht ist der Roman an dieser Stelle damit auch etwas überfrachtet. Die Lektüre lässt mich sehr nachdenklich zurück. Über die Autorin ist nicht viel in Erfahrung zu bringen. Sie hat in Freiburg Germanistik und Psychologie studiert und hernach zehn Jahre als Werbetexterin und Online-Rekateurin gearbeitet. Nun lebt sie mit Mann und drei Kindern in Lübeck. Dies sind die wenigen Informationen von ihrer Homepage. Den biografischen Angaben im Buch entnimmt man noch, dass sie nach einer Ausbildung zum NLP-Coach heute in der Online-Branche tätig ist und das Verhalten von Nutzer*innen erforscht. Die Idee zu dem Roman kam ihr, nachdem sie eine Doku zu Zwangsadoptionen in der DDR gesehen hatte.

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Vielen Dank an das @bloggerportal für die Bereitstellung dieses Buches Autorin: Lisa Quentin Verlag: Goldmann Erschienen am: 14.03.2022 Zum Inhalt: Jule fühlt sich nicht angekommen in ihrem Leben. Irgendwie hat sie keinen Platz und immer das diffuse Gefühl, dass irgendetwas fehlt. Als ihre Mutter stirbt, entdeckt Jule bei der Wohnungsauflösung Dokumente, die zeigen dass sie adoptiert wurde. Jule begibt sich auf die Suche nach ihrer Herkunft und ihren Wurzeln. Unter großen Anstrengungen begibt sie sich auf Spurensuche und wir lesen eine unglaubliche Geschichte über die traumatischen Verbrechen des DDR Regimes, deren Folgen sich über Generationen erstrecken. Fazit: Wow, dieses Buch ist ein absolutes Lesehighlight für mich! Es hat mir auf sehr eindrückliche Weise einen schrecklichen Teil der deutsch-deutschen Geschichte näher gebracht.. Es war unfassbar zu lesen, was so viele Menschen erleiden mussten und welche Auswirkungen das auch Jahrzehnte später auf die Menschen hat. Ich habe beim Lesen eine tiefe Betroffenheit gespürt und konnte das Gelesene kaum glauben. Natürlich habe ich schon von den Zwangsadoptionen gehört, doch hier wurde mir das ganze Ausmaß schmerzlich bewusst gemacht. Die Protagonistinnen sind auf die ein oder andere Art alle zum Opfer geworden und ihren täglichen (Überlebes-) Kampf konnte ich bis ins tiefste meines Innersten spüren. Hinzu kommt, dass Lisa Quentin eine unglaubliche Sprachgewalt besitzt und diese gezielt nutzt. Das hat mir wahnsinnig gut gefallen. Ich kann euch diese Geschichte wirklich nur ans Herz legen. Bitte lest dieses Buch. Es ist so wichtig, so eindrücklich und für mich unvergesslich! Danke @_lisaquentin_ , dieses Buch hat so viel in mir bewegt!!!

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Ein völlig anderes Leben

Von: KvdP

07.08.2022

Mir hat das Buch gut gefallen. Der Anfang war schwer zu lesen aber zum Ende hin wurde es immer besser. Man hat förmlich gespürt, wieviel Leid in diesem Roman steckt. Am Ende wird noch erzählt, wie es zu diesem Buch kam, allein dafür lohnt es sich schon, die gesamte Geschichte zu lesen. Ich würde es noch einmal lesen. Es war aber schon sehr aufwühlend und lässt einen mit vielen Gedanken im Kopf zurück.

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Macht nachdenklich

Von: pewo

06.07.2022

Ein berührender Roman zu DDR-Zeiten. Bis auf ein paar Längen hat mir das Buch sehr gut gefallen. Die Handlung wird aus der Sicht von Mutter und Tochter geschildert, der Schreibstil ist flüssig. Von mir gibt es eine Leseempfehlung.

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Die 32jährige Protagonistin Jule fühlt sich zeitlebens nicht vollständig, sondern innerlich zerrissen, ohne es sich erklären zu können. Nach dem Tod ihrer Mutter erfährt sie durch Zufall, dass sie adoptiert wurde und Anke nicht ihre leibliche Mutter ist. Mit diesem Donnerschlag der Erkenntnis stellt Jule ihr bisheriges Leben grundlegend in Frage und macht sich auf die Suche nach ihren biologischen Wurzeln. Wie sie sich dabei der Wahrheit annähert, ist nicht nur eine individuelle Tragödie und schmerzhafter Prozess beim Aufspüren ihrer Familiengeschichte. Vielmehr wird deutlich, dass das menschenverachtende System des damaligen DDR-Regimes dafür verantwortlich war, dass sie nicht bei ihrer Mutter aufwachsen konnte geschweige denn erfuhr, dass sie eine andere hat... Lisa Quentin hat mit ihrem Debütroman Fiktion und reelle Geschichte gekonnt miteinander verwoben und so auf ein wenig bekanntes Kapitel der ehemaligen DDR aufmerksam gemacht. So wurden schätzungsweise 10.000 Familien ihre Kinder entrissen und zur Zwangsadoption freigegeben, wenn sie sich nicht systemtreu verhielten. Sprachlich hat mich das Buch anfangs nicht überzeugt, zu seicht und plakativ, doch in der zweiten Hälfte war es spannend und nd gewann durch die Handlung und das Thema DDR- Zwangsadoptionen an Tiefe.

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Es geht um Jule, eine junge Frau, die nach dem Tod der Mutter durch Zufall erfährt, dass Sie adoptiert wurde. Schon immer kam ihr die Beziehung zu ihrer Mutter seltsam vor. Ganz nah und gleichzeitig weit weg, ohne es greifen zu können. Gefühlt heimatlos zieht Jule in ihrer Kindheit mehrfach um, ohne zu wissen warum. Wächst bei der Mutter auf, kann sich nur verblasst an einen Vater und eine Schwester erinnern. Viele Fragen schwirren schon in der Kindheit in ihrem Kopf, doch Antworten erhält sie von Ihrer Mutter nicht. Nach dem Tod der Mutter begibt sich Jule auf die Suche nach Antworten und Ihren leiblichen Eltern. Auch Jules leibliche Mutter Eva ist auf der Suche nach ihr. Sie in der DDR als Kind nicht dem System angepasster Eltern, hat es schwer, unbeschwert groß zu werden. Irgendwann trifft sie Martin, sie verlieben sich und versuchen Kinder zu bekommen, ohne Erfolg. Beide wollen aus der DDR fliehen und werden gefasst. Für Eva heißt es Gefängnis und sie erfährt, dass sie schwanger ist. Das Kind wird nach der Geburt ohne Ihr Wissen zu Adoption freigegeben und ein langer bürokratischer Weg beginnt für Eva und Jule, um wieder zusammen zu finden. Lisa Quentin hat sich liebevoll und vorsichtig dem Thema Zwangsadoption in der DDR angenommen. Sie schreibt wundervoll über die einzelnen Charaktere, so dass man versteht, was in ihnen vorgeht, man mitfühlen kann. Auch wenn man sich zwischenzeitlich wünscht, es würde schneller voranschreiten, ist es genau das Innehalten und Warten, was dieses Buch ausmacht und nur erahnen lässt, was Menschen durchmachen, die von Zwangsadoption betroffen sind.

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Absolut lesenswert

Von: Glöckchen77

07.04.2022

Ich bin froh, dass ich dieses Buch testlesen durfte, vermutlich hätte ich es mir nämlich nicht gekauft. Es ist eine Geschichte, die ans Herz geht und mich zugleich etwas bedrückt hinterlässt. Es lässt sich flüssig lesen, ist sehr kurzweilig geschrieben und es wird Spannung aufgebaut. Ich konnte es kaum aus der Hand legen. Die abwechselnde Perspektive gefällt mir gut, man wird dazu angeleitet, sich in Mutter und Tochter hineinzuversetzen. Zwei- bis Dreimal dachte ich mir zwar, nee, das ist jetzt irgendwie doch unrealistisch oder zu einfach, aber gut, darüber kann man auch hinwegsehen. Ich kann das Buch nur empfehlen!

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Ein völlig anderes Leben

Von: Svanvithe

06.04.2022

„Seit sie denken konnte, waren sie zu zweit gewesen, Anke und Jule, der Torso einer verstümmelten Familie. Vorsichtshalber hatten sie sich fest miteinander verwoben, die Nähte ihrer Identitäten aufgetrennt und zu einem rauen, grobmaschigen Stoff verknüpft, der ihr Leben geworden war.“ (Seite 13 f.) Doch diese Zweisamkeit ist vorbei, als Anke stirbt. Und Jule macht nicht nur diese Tatsache zu schaffen. Es ist die Entdeckung eines Geheimnisses, dass die 32-Jährige plötzlich trifft: Sie ist ein adoptiertes Kind. Anke, deren Depressionen auch Jule ihr Leben lang begleitet haben war nicht ihre Mutter. Damit gerät die emotional instabile junge Frau in eine Identitätskrise, für deren Bewältigung sie sich auf die Suche nach der Wahrheit und ihrer Ursprungsfamilie begibt. Traurigkeit ist das Wort, das mir zu Lisa Quentins Debüt „Ein völlig anderes Leben“ als Erstes einfällt. Diese Empfindung zieht sich durch den gesamten Roman, und sie lässt einen neben der Betroffenheit angesichts des Schicksals der Figuren nicht los.

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