"Tod in Mistletoe Manor" ist ein Cosy-Mystery-Krimi der deutschen Autorin Leonie Swann (*1975) und der dritte und damit finale Band um ihre Senioren-WG (Band 1: "Mord in Sunset Hall", Band 2: "Miss Sharp macht Urlaub"). Und ich muss sagen: Der Roman ist wieder ausgesprochen unterhaltsam und charmant!
Erzählt werden hier die Erlebnisse einer Senioren-WG in der fiktiven, ländlich gelegenen englischen Ortschaft Duck End, deren Mitglieder allesamt abenteuerliche Lebensgeschichten haben, waren sie doch in irgendeiner Weise für Geheimdienst, Polizei, Militär oder das organisierte Verbrechen tätig. Allerdings hat sich in den vergangenen Monaten einiges verändert. Mitbewohnerin Lilith ist verstorben und nur noch als Asche in ihrer Urne „anwesend“, und die blinde Bernadette wird ihren Jugendfreund Jack heiraten, einen ehemaligen Auftragskiller. Auch Agnes Sharp, die Besitzerin des Hauses und Gründerin der WG, ist heimlich mit Marshall, einem anderen Bewohner, verlobt, und das ist gar nicht so leicht, wie sie feststellen muss. Darüber hinaus ist sie ausgesprochen frustriert, hat sie doch die erhängte Leiche des örtlichen Küsters gefunden, seinen Mörder allerdings nicht, gehen doch alle davon aus, dass dieser Selbstmord begangen hat. Agnes selbst hat damals zwar die Leiche ignoriert (und einige andere auch), doch das Verbrechen lässt sie einfach nicht los und droht, ihr Vertrauen in ihre Fähigkeiten zu untergraben.
Ebenfalls nicht los lässt sie die Hochzeit von Bernadette und Jack. Alle hoffen, dass deren Ehrentag eine ruhige Veranstaltung wird – schließlich sind die beiden schon alt und werden vom organisierten Verbrechen gesucht. Aber dann bekommen die Liebenden die Möglichkeit, ihre Hochzeit in Mistletoe Manor zu feiern, einem Herrenhaus, und dafür müssen, schwupps, noch eine Reihe von Gästen her, denn den Champagnerbrunnen und das tolle Essen will man sich schließlich nicht entgehen lassen! Aber was tun, wenn kaum einer der WG-Bewohner eine Familie hat und auch sonst keine Freunde? Was die alten Damen und Herren sich einfallen lassen, um doch noch Gäste zu finden, ist einfach zu köstlich! Und dass sie auch alles mögliche tun, um einen reibungslosen Ablauf der Hochzeitsfeierlichtkeiten zu gewährlichen – und wenn dazu gehören sollte, dass sie mal eben ein paar Leichen verschwinden lassen oder unauffällig einen ehemaligen Kollegen von Jack jagen, der sich unter die Gäste gemischt haben könnte und den Bekanntenkreis auf seine Weise „reduziert“. Und all das tun die agile Senioren nicht nur, um zu verhindern, dass die Behörden dem Brautpaar auf die Spur kommen, sondern auch, damit es den schönsten Tag seines Leben genießen kann.
Parallel dazu geht Agnes dann doch dem Mord am örtlichen Küster nach, hängt dieser nämlich unerwarteterweise mit dem Drohbrief zusammen, den die WG eines Tages erhält. Und mit Mistletoe Manor, wo straffällige Jugendliche sozialisiert werden und eine neue Chance in der Gastronomie erhalten.
Neben dem interessanten Schauplatz und den unzähligen handelnden Figuren punktet der Roman aber auch mit viel Wortwitz und skurriler Situationskomik, was dafür sorgt, dass dem Leser/Hörer zu keinem Zeitpunkt langweilig wird. Wenn Schlange Oberon wahre Liebesgefühle bekommt, während sie darüber nachdenkt, wie sie ihrem Terrarium entfliehen könnte, um sich Hettie zu schnappen – köstlich!
Über das Hörbuch
Gelesen wird das Hörbuch zu "Tod in Mistletoe Manor" von Tanja Geke (*1971), die eine erfahrene deutsche Schauspielerin, Sängerin, Hörbuch- und Synchronsprecherin (u. a. Maggie Gyllenhall und Zoe Saldana) ist. Und sie hat mich erneut vom ersten Kapitel an begeistert – für mich ist und bleibt sie eine der besten Sprecherinnen, denen ich bislang das Vergnügen hatte zu lauschen! Es gelingt ihr perfekt, in die jeweilige Figur bzw. die jeweilige Stimmung der Figuren zu schlüpfen – und das gilt sowohl für männliche Figuren wie für weibliche. Allerdings wurden die beiden Vorgängerbände von Anna Thalbach gelesen, und dieser kann Geke leider nicht ganz das Wasser reichen.
Mein Fazit
Ein amüsanter Roman, der seinen bissigen Humor gekonnt und liebevoll mit ein wenig Tiefgang und Einblicke ins Älterwerden kombiniert. Und was die Autorin sich für das Ende ihrer Geschichte einfallen lässt: Chapeau!