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Rezensionen zu
Die Tage des Wals

Elizabeth O'Connor

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Das Leben auf der Insel vor der walisischen Küste ist hart und entbehrungsreich. Wenige Familien leben dort. Es sind fast ausschließlich Fischer, die der rauen See mühsam ihr täglich Brot abringen. Keiner kann Schwimmen, nur so behält man den Respekt vor dem tosenden Meer. Selten kommt ein Versorgungsschiff vorbei, meistens müssen die Männer und Frauen selbst ans Festland rudern, um ihre Fänge zu verkaufen. Die achtzehnjährige Manod lebt auf dieser (fiktiven) Insel, vom Alltag geprägt, der Tod lauert immer in der Nähe. Sie bewohnt mit ihrem Vater und ihrer jüngeren Schwester ein kleines Häuschen. Sie träumt von einem guten Leben am Festland, doch vorerst muss sie sich um ihre Schwester kümmern. Ihre Sehnsüchte und Begehren, das Reifen der Frau in ihr muss warten. Die jungen Männer, keine zwanzig Jahre alt, zieht es einem nach dem anderen fort. Es ist 1938/1939 – der Krieg steht vor der Tür, und manche melden sich freiwillig. In dieser Zeit wird ein Wal an die Küste vor dem Dorf gespült. Zuerst versuchen die Anwohner noch, das Tier zu retten und ins Meer zu ziehen. Doch der Wal schafft es nicht mehr, verendet am Strand und beginnt zu verwesen – eine schleichende Zersetzung – symbolhaft für das Leben auf der Insel. Fast zeitgleich erscheint ein Forscherpaar auf der Insel. Sie machen Erkundungen über das Leben der Einheimischen. Alles soll festgehalten, dokumentiert, archiviert werden. Studien am lebenden Organismus namens Mensch. Gesänge und Stimmen werden aufgezeichnet, Manods Stickereien (hochgelobt) einkassiert. Da Manod halbwegs gut Englisch spricht, und die beiden Forscher, Edward und Joan, kein Wort walisisch verstehen, wird sie als Gehilfin und Übersetzerin eingestellt. Der Lohn sind ein paar Münzen. Es entwickelt sich eine Art Dreiergespann – locker, unzusammenhängend. Die Forschungen gehen weiter, während Kriegsgeschrei und Faschisten (auch dort, wo man sie nicht vermutet) lauter werden. Die Autorin erzählt ungeschönte Bilder von einer kargen, sterbenden Welt. Von der Einsamkeit, die Fluch und Segen sein kann. Die Kapitel sind kurz, haben manchmal den Charakter eines Berichtes, um dann wieder in eine dichte Prosa zu wechseln. Es ist ein gekonnter Mix, komplett ohne Pathos, mit drüben Farben und wenig Lichtblicken. Der Sprachstil ist geschickt gewählt, um die Kargheit des Insellebens auf die Leserschaft zu projizieren. Im Nachwort klärt uns die Autorin über einige Inseln auf, welche sie stellvertretend in ihrem fiktiven Eiland zusammengefasst hat. O'Conner schafft es perfekt, die Stimmung, das raue Klima, die Farben des Meeres, und vor allem das Leben der Menschen einzufangen. Man glaubt nach dem Buch wirklich, lange auf der Insel gewesen zu sein, spürt die Kälte und den drohenden Untergang am eigenen Leib. Ganz große Leseempfehlung für diesen herausragenden Roman. Großes Lob auch an die Übersetzerin Astrid Finke.

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1938 strandet ein Wal an einer der walisischen Inseln. Zu den wenigen gebliebenen Einwohnern gehört Manod, mit ihrer zwölfjährigen Schwester Llinos und ihrem Vater Tod. Die Mutter ist schon vor Jahren gegangen, kurz nach Llinos Geburt. Man fand sie in der Nähe des Festlands, das bei gutem Wetter acht Kilometer weit weg ist, bei schlechtem sechzehn. Die Leute sind verunsichert wegen dem Wal. Für die meisten ist es ein schlechtes Zeichen, deshalb versuchen einige Fischer ihn mit Wasser zu kühlen und mit Seilen ins Meer zurück zu ziehen. Niemand kann erklären warum der Wal die Orientierung verloren hat. Manods Vater redet selten mit ihr oder ihrer Schwester. Sie hört ihn manchmal nachts mit seinem geliebten Hund murmeln. Am Tag fährt er mit seinen Kisten raus und fängt Hummer. Llinos ist ein seltsames Mädchen, sie spricht nur keltisch und weigert sich Englisch zu lernen und dann sammelt sie noch Tierknochen, die sie in Gläsern im Vorratsschrank aufbewahrt, wo sich Manod regelmäßig davor erschreckt. Mit dem Sterben des Wals finden Joan und Edward den Weg auf die Insel. Sie wollen mehr über die Brauchtümer der Inselbewohner herausfinden. Wollen ein Buch über deren Leben, Nahrung, Arbeit und Handwerk schreiben. In der englischsprachigen Manod finden sie eine verlässliche Übersetzerin und wecken Sehnsüchte. Fazit: Elizabeth O´Connor hat eine Ich-Erzählung geschrieben. Die Sprache ist ruhig und unaufgeregt. Ihre Protagonistin ist eine anpassungsfähige junge Erwachsene, die die Insel verlassen möchte, weil die einzige Möglichkeit, die ihre Heimat ihr bietet ist, zu heiraten und auch hier ist die Auswahl begrenzt. Zugleich zeigt die Erzählung, wie es ist, wenn privilegierte Menschen in diese alten Volksgruppen eindringen und unter dem Deckmantel von, „Wir geben euch ein Gesicht“, das beschwerliche Leben der Einwohner romatisch verklären, oder unwahres verbreiten, nur um ihre Sichtweise besser vermarkten zu können. Die Autorin hat in mir starke Gefühle erzeugt und mich Dank ihrer bidhaften Sprache in den Bann der Geschichte gezogen. Ein sehr gelungenes Debüt, dem ich viele Leser*innen wünsche.

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Dieser bemerkenswerte Debütroman der britischen Autorin Elizabeth O‘Connor hat mir nach einem vielleicht etwas zähen Einstieg gegen Ende hin ausgesprochen gut gefallen. Mir gefällt der Originaltitel „Whale Fall“ fast besser als die deutsche Übersetzung, weil darin eine sehr passende Doppeldeutigkeit anklingt. Aber auch „Die Tage des Wals“ beschreibt natürlich treffend die Zeitspanne der Geschichte, denn am Strand einer abgelegenen (fiktionalen) Insel vor der Küste Wales wird 1938 ein großer Wal angespült. Das ist nicht nur für die wenigen Bewohner*innen der Insel interessant, allen voran für die 18-jährige Ich-Erzählerin Manod, sondern auch für zwei Wissenschaftler*innen vom Festland. Sie werden durch den Wal auf die Insel aufmerksam und interessieren sich sehr für die traditionelle Lebensweise und die überlieferten Geschichten der kleinen Gemeinschaft von Fischern. Manod hat bereits einige harte Erfahrungen machen müssen und trägt trotz ihren jungen Alters bereits die Verantwortung für ihre Familie. Sie ist neugierig auf die beiden Neuankömmlinge und hilft ihnen bald bei ihren ethnografischen Studien. Und genauso wie der Körper des Wals allmählich zerfällt und sich zersetzt, so schwindet Manods Glaube an den ihr vorgezeichneten Lebensweg. Das Machtgefälle zwischen Inselbewohner*innen und Besucher*innen scheint klar. Auf der einen Seite die gebildeten, wohl informierten Städter*innen mit ihrer romantisierenden Sicht auf das vermeintlich einfache und schlichte Inselleben. Auf der anderen Seite die wirtschaftlich abgeschlagenen, oft kaum des Lesen mächtigen Inselbewohner*innen, die spüren, dass ihre Art zu leben allmählich verschwindet. Diesen Kontrast arbeitet O‘Connor mit ihren Figuren wunderbar heraus, ohne selbst in die Falle eines zu romantisch geschilderten Insellebens zu tappen. Die Härten und Schattenseiten werden deutlich benannt. Genauso so wie die Schattenseiten einer vermeintlich aufgeklärteren und moderneren Lebensweise. Gerade der Schluss, mit dem O’Connor eine uralte und sich immer wiederholenden Geschichte erzählt, hat Anspruch auf Universalität und macht den Roman in meinen Augen ziemlich großartig. Die Welt die Elizabeth O’Connor in ihrem Roman beschreibt, gehört mittlerweile der Vergangenheit an, wie die nachgestellte kurze Anmerkung zum Text verrät. Wie so vieles wurde auch das abgelegene Leben auf den Inseln zu Gunsten der Teilhabe an einer zunehmend globalisierten und kapitalistischen Welt aufgeben. Umso schöner war es, mit dem Roman in diese sorgfältig und authentisch recherchierte Welt einzutauchen und für einen Moment in dieser Atmosphäre kurz vor dem „Whale Fall“ zu verweilen.

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Eine fesselnde Reise zu einem kleinen walisischen Inselparadies und den Tiefen des menschlichen Herzens Elizabeth O’Connors Debütroman "Die Tage des Wals" ist eine meisterhaft erzählte Geschichte, die auf einer fiktiven walisischen Insel im Jahr 1938 spielt. Der Roman folgt der jungen Manod Llan, die ihr ganzes Leben auf dieser abgelegenen Insel verbracht hat. Manod träumt von einem Leben jenseits der beschränkten Erwartungen ihrer Gemeinschaft, fühlt sich aber gleichzeitig tief mit ihrer kleinen Inselgemeinschaft, ihrem Vater und ihrer jüngeren Schwester Llinos verbunden, die sie seit dem Tod ihrer Mutter umsorgt. Die Handlung nimmt eine Wendung, als ein gestrandeter Wal die Aufmerksamkeit von Außenstehenden erregt. Zwei Ethnographen, Joan und Edward, kommen auf die Insel, um das Leben der Inselbewohner zu studieren. Manod, die sowohl Walisisch als auch Englisch spricht, wird als Übersetzerin und Assistentin für das Forscherpaar ausgewählt. Ihre Bekanntschaft mit Joan inspiriert sie, und Edwards Versprechungen wecken in ihr die Hoffnung auf ein anderes Leben. Doch bald erkennt Manod die falschen Absichten der Forscher und wird von ihrer Enttäuschung und ihren Zweifeln überwältigt. Die Stärke dieses Romans liegt in O’Connors eindringlichem Schreibstil, der die raue Schönheit der Insel und die innere Welt ihrer Protagonistin lebendig werden lässt. Die Beschreibungen der Natur, das Leben auf See und die kulturellen Traditionen der Inselbewohner sind ebenso faszinierend wie die emotionalen Kämpfe, die Manod durchlebt. Ihre Sehnsucht nach einem anderen Leben und ihre Liebe zu ihrer Schwester und ihrer Gemeinschaft berühren das Herz und machen das Buch zu einem intensiven Leseerlebnis. Was "Die Tage des Wals" besonders macht, ist die stille Kraft, mit der die Geschichte erzählt wird. Es ist ein ruhiger Roman, der die Leser durch die Schönheit des Alltags und die stillen Momente des Glücks und der Traurigkeit in den Bann zieht. Manods innere Konflikte und ihre Entwicklung werden einfühlsam und glaubwürdig dargestellt, was sie zu einer unvergesslichen Figur macht. Der Roman endet trotz der schweren Themen auf einer hoffnungsvollen Note, was dem Leser einen Lichtblick bietet und zeigt, dass es auch in den dunkelsten Zeiten Hoffnung gibt. O’Connors Fähigkeit, komplexe Emotionen und eine tiefgreifende Verbundenheit mit der Heimat zu schildern, machen "Die Tage des Wals" zu einem bemerkenswerten Debüt.

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Auf einer kleinen abgeschiedenen walisischen Insel, dort wo die wenigen Bewohner ihr Leben den Gezeiten des Meeres anpassen und ihr Einkommen als Fischer oder Bauer bestreiten, strandet ein Wal. Die Bewohner versuchen noch ihn ins Meer zurückzuführen, doch der Wal verendet. Die junge Manod lebt mit ihrem Vater und ihrer kleinen Schwester auf dieser Insel und träumt von einem Leben auf dem Festland. Nur wenige Tage nach dem Ereignis mit dem Wal kommen zwei Fremde auf die Insel. Edward und Joan sollen das Leben der Bewohner observieren. Da ihr walisisch nicht besonders gut ist und die Bewohner ihnen auch nicht so offen gegenüber treten, wird Manod als Übersetzerin und Vermittlerin eingesetzt. Manod hofft und vertraut darauf, mit Hilfe von Edward und Joan, die Insel endlich verlassen zu können. „Die Tage des Wals“ von Elizabeth O‘Connor ist ein poetischer Roman über eine junge Frau, die sich ihrer eigenen Stärke bewusst werden muss um ihren Weg zu finden. Eindringlich und gefühlvoll beschreibt die Autorin das Leben in dieser rauhen Natur und dem Wechselspiel der Gezeiten, dem die Bewohner ausgesetzt sind. Ein sehr schönes Debüt, dem ich viele Leser wünsche.

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Als der Wal an der Küste des dünnbesiedelten Inselchens vor Wales strandet, versetzt dieses Ereignis deren Bewohner in helle Aufregung. Wir befinden uns im Jahr 1938, und nicht nur die Insulaner, sondern auch die übrige Welt ist in Aufruhr. Ist der gestrandete Wal vielleicht ein Vorbote des großen Unheils, das sich über den Häuptern der abergläubischen Fischer zusammenbraut? Aber auch auf dem Festland hat man von diesem ungewöhnlichen Ereignis Notiz genommen. Und so gerät die Insel in den Fokus der beiden Wissenschaftler Joan und Edward, die dort für eine geplante Veröffentlichung ethnologische Feldstudien betreiben wollen. Vor Ort werden sie von der 18jährigen Fischerstochter Manod unterstützt, die wegen ihrer Englischkenntnisse als Bindeglied zwischen den Einheimischen und den beiden Wissenschaftlern fungiert. Der Lebensweg Manods scheint schon vorgezeichnet. Der Vater legt für Hummer die Reusen aus, die Mutter ist bereits vor längerer Zeit gestorben, und so musste sie die Verantwortung für den Haushalt und ihre kleine Schwester Llinos übernehmen. Doch der Kontakt mit Joan und deren Ermutigung weckt in ihr die Sehnsucht nach Bildung, einem anderen Leben fernab dessen, was für die Frauen auf der Insel vorgesehen ist. Gleichzeitig himmelt sie Edward an, beginnt eine heimliche Affäre mit ihm und hofft, dass dieser sie bei seiner Abreise mit auf das Festland nimmt. Elzabeth O’Connors Debüt ist eine gelungene Mischung: Nature Writing, bei dem sich poetische Beschreibungen der Umgebung mit Erzählungen aus der Vergangenheit der Insulaner abwechseln. Die Coming-of-Age Story der jungen Manod, die die sich der Bedürfnisse und Wünsche an ihre eigene Zukunft bewusst wird. Und last but not least der Abgesang auf eine Lebensart, die für immer im Verschwinden begriffen ist. Die Gründe dafür sind vielfältig, werden aber in erster Linie von außen auf die Insel gebracht. Ob das nun der Krieg ist, der seine Schatten vorauswirft, der Fortschritt, dem man sich nicht verschließen kann oder der Wunsch nach einem besseren, einem leichteren, einem selbstbestimmten Leben. Aber Vorsicht vor dem verklärenden Blick der Außenstehenden, die das harte Leben der Bewohner romantisieren und die Veränderungen bedauern, ohne je in deren Schuhen gesteckt zu haben.

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“Die Tage des Wals”, der Debütroman der britischen Autorin Elizabeth O'Connor, für den Blessing-Verlag übersetzt von Astrid Finke, ist etwas ganz Besonderes. Es ist ein historischer Roman, der im Jahr 1938 auf einer fiktiven, acht Kilometer vor der walisischen Küste gelegenen Insel spielt. Er erzählt uns einen Ausschnitt aus dem Leben der 18-jährigen Ich-Erzählerin Manod Llan. Sie lebt mit ihrem Vater (der durchgehend “Tad” genannt wird), einem Küstenfischer und ihrer sechs Jahre jüngeren Schwester Llinos in einer der wenigen bewohnbaren Steinhütten der Insel, die Mutter ist vor Jahren verstorben. Insgesamt setzt sich die spärliche Insel-Bevölkerung aus 15 Männern, 20 Frauen und 12 Kindern zusammen. Sie leben vor allem von der Fischerei. Das Leben geht seinen gewohnten Gang, bis im Herbst 1938 ein Wal strandet und die abergläubischen Bewohner:innen der Insel in Aufruhr versetzt. Auch für Manod, die von einem Leben auf dem Festland träumt, aber ihrer Schwester zuliebe noch auf der Insel bleibt, verändert sich etwas in dieser Zeit: Die englischen Forschenden Edward und Joan kommen für einige Monate auf die Insel, um für ein Buch ethnologische Studien zu betreiben. Manod soll ihnen als Assistentin und Übersetzerin aus dem Walisischen dienen. Doch die beiden Fremden werden bald mehr als nur Arbeitgebende für Manod. Wird sie mit ihnen zusammen ihre Heimat für immer verlassen? Dieser Roman ist Eskapismus pur! Ein anspruchsvoller Urlaub im Kopf, der uns in eine geografische und historische Abgeschiedenheit versetzt, die ihresgleichen sucht. Schon lange habe ich keinen Roman mehr gelesen, der derart stark Szenerien und das gesamte Setting in meinem Kopf hat lebendig werden lassen, wie dieser hier. Also nicht in dieser Intensität. Nach und nach lernen wir die Topographie der Insel kennen. Ihre Mythen und Geheimnisse, ihre Gerüche und Geschmäcker, die maritime Flora und Fauna. Was auch absolut passend und für mich sehr angenehm war, war der “collageartig-episodenhafte” Erzählstil. Die anekdotenhaft geschilderten Erinnerungen von Manod werden immer wieder von den Aufzeichnungen von Joan und Edward unterbrochen. Außerdem von den Berichten der Insulaner zu verschiedenen Begebenheiten, Erinnerungen, Märchen und Sagen sowie sonstigen die Insel betreffenden Themen. Diese sind im Berichtsstil (mit Datum und erzählender Person) zwischengeschoben und unterfüttern bzw. unterbrechen quasi die von Manod erzählte Handlung. Wer gerne in literarischer Symbolik schwelgt, ist hier ebenfalls nicht fehl am Platz. Llinos verkörpert die Natur, sie ist eins mit ihr. Sie spricht nur Insel-Walisisch, weigert sich zunächst sogar, Englisch zu lernen. “Llinos liebte die Insel anders als ich.” Während die jüngere Schwester also für die Ursprünglichkeit steht, vertritt Manod die Fortschrittlichkeit und Modernität, also letztlich die Zugewandtheit zur Welt außerhalb der Insel. Sie möchte auch kein traditionelles Dasein als Fischerehefrau führen, weswegen sie die Verkupplungsversuche ihres Vaters mit den wenigen heiratsfähigen Männern der Insel ablehnt. Edward und Joan bringen die Kultiviertheit des Festlandes, aber auch seine Probleme (Faschismus, drohender Krieg) sowie Wissenschaft und Technik mit auf die Insel. Und dann ist da natürlich noch der riesige Wal, der nach der Strandung sehr schnell kein lebendiges Wesen mehr ist. Im Laufe der Handlung wird immer wieder über den Zustand des Walkadavers berichtet, der nach und nach verwest und immer mehr eins mit der ihn umgebenden Natur wird. Sein Verfall zeigt möglicherweise auch, dass das Einssein der Insulaner mit der Natur ihrem Ende entgegen geht und sie bald evakuiert werden müssen. In diesem Roman geht Nature Writing eine perfekte Symbiose mit einer berührenden Coming-of-Age Geschichte ein, in der es um falsche Erwartungen und schmerzhafte Zurückweisung geht. Und am Ende steht doch die Hoffnung, die uns leben und weitermachen lässt. Ich habe schon einige andere Eindrücke gelesen, die mangelnden Tiefgang oder eine unspannende Handlung kritisieren. Beides kann ich persönlich nicht bestätigen, für meinen Geschmack ist dieser Roman einzigartig und perfekt. Ein wunderbares maritimes Buch, das ich euch allen von Herzen empfehlen kann.

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Büroprofi SKRIBO GmbH

Von: Susanne Pichler aus Wels

16.05.2024

Ich habe mit großer Begeisterung „Die Tage des Wals“ von Elizabeth O‘ Connor gelesen! Besonders beeindruckt haben mich die Unmittelbarkeit und Selbstverständlichkeit mit der man als Leser plötzlich auf dieser kleinen abgelegenen Insel ist und Teil des Insellebens wird. Die geographischen Besonderheiten und die Distanz zum Weltgeschehen erlebt man greifbar mit. Das Eintreffen der beiden Engländer löst im Grunde keine größeren Reaktionen aus, zu verwurzelt und gefestigt sind die Inselbewohner in ihrem Leben. Außergewöhnlich stark sind die Beschreibungen des Meeres, der Pflanzen- und Tierwelt; der titelgebende Wal wird hingegen zur Randfigur. Elizabeth O’Connor geht mit ihren Figuren zwar nüchtern, aber niemals respektlos um. Weder über die abgeschieden lebenden Inselbewohner noch über die beiden „forschenden“ Engländer erlaubt sie sich ein Urteil; sie erzählt mit großer Klarheit und hat mich gerade dadurch von ihrem Buch überzeugt. Ich hoffe, noch mehr von dieser Autorin zu hören und zu lesen. Und in Sternen ausgedrückt: definitiv 5 Sterne!

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