Von:
dalis_books
18.03.2022
Astrid und Julia leben in einem kleinen Ort am Nord-Ostsee-Kanal. Astrid ist hier aufgewachsen. Ihre drei erwachsenen Söhne sind mittlerweile ausgezogen, als Hausärztin steht sie kurz vor der Pensionierung.
Julia, Ende 30, ist gerade erst mit Chris hergezogen. Sie betreibt einen kleinen
Keramikladen. Ihre großen Bemühungen schwanger zu werden, sind bisher vergeblich.
Bei Julia nebenan lebte bis vor kurzem eine Familie, die plötzlich verschwunden ist. Julia macht sich Gedanken und beobachtet das verlassene Haus. Hin und wieder sieht sie einen Jungen auf dem
Grundstück, der nirgendwo hinzugehören scheint. Bei Astrid nebenan ist Marli wieder aufgetaucht, nachdem diese zuvor ihren Mann verlassen hatte. Mit Marli verbindet Astrid eine sehr lange Freundschaft, die aber, als Marlis Sohn in Schwierigkeiten geriet, abgekühlt ist. Astrid vermisst den
Kontakt mit der alten Freundin und beginnt ihr am alten Treffpunkt der Freundinnen Zettel zu hinterlassen.
Nebenan – Im Titel steckt schon so viel vom Thema des leise daher kommenden Romans. Die Menschen nebenan bleiben den Hauptpersonen immer fern. Obwohl man die Nähe der anderen sucht, bleibt jede für sich. Immer wieder ist auch die Rede von Gewalterfahrungen, von denen ganz unaufgeregt erzählt wird. Einige Geschehnisse liegen schon lange zurück und haben die Familiengeschichten der Frauen geprägt, andere begegnen uns in der Jetztzeit.
In einem ruhigen und schlichten Ton schildert Kristine Bilkau das Leben der beiden Frauen, die mir
beide – vor allem Astrid – sehr sympathisch geworden sind. Anders als die Romanfiguren
untereinander kommt man ihnen beim Lesen sehr nahe – so als würde man sie schon ewig kennen.
Der Roman hat eine melancholische Stimmung, ist aber nicht deprimierend, sondern ich habe ihn
insgesamt als sehr lebensbejahend empfunden. Eine ganz große Empfehlung von mir – bisher eines meiner Jahreshighlights.