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Rezensionen zu
Nebenan

Kristine Bilkau

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€ 22,00 [D] inkl. MwSt. | € 22,70 [A] | CHF 30,50* (* empf. VK-Preis)

Es gelingt Bilkau meines Erachtens ausgezeichnet, die verschiedenen Handlungsstränge und Geschichten so in der Schwebe zu halten, dass man immer weiterliest, um zu erfahren, worauf das Ganze hinausläuft. Wiederholt taucht die Frage auf, wie weit es zulässig ist, in das Leben anderer einzudringen und ihnen nachzuspüren mit dem Wunsch zu helfen. Als die Ärztin Astrid versucht, dem Verschwinden der Familie im Dorf auf den Grund zu gehen, gerät ihr eigenes Leben ins Wanken. Dieses Buch ist sehr ungewöhnlich und schöpft seine Kraft aus Zwischentönen. Umso erstaunlicher und erfreulicher erscheint es mir, dass es auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises 2022 gelangte, auf der viel Trendiges und Lautes zu finden war. Auch Frau Bilkau selbst trat bei der Vorstellung ihres Buches in Frankfurt deutlich zurückhaltender auf als einige der anderen Autoren und bewies erfreulicherweise, dass es ihr um Literatur und nicht Effekt geht. Allein deshalb lohnt es sich, diese norddeutsche Geschichte zu lesen.

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Unaufgeregt und spannend bis zum Schluss. Zugegeben, ich hätte niemals damit gerechnet, dass ich diese Adjektive einmal zusammen in einem Satz verwenden und das Buch dann auch noch gut finden werde. Danke, Kristine Bilkau und Luchterhand Verlag, dass ihr mich mit diesem Rezensionsexemplar eines Besseren belehrt habt! Im Zentrum des zum Deutschen Buchpreis 2022 nominierten Romans stehen Julia und Astrid. Julia ist Ende 30, Töpferin und erst vor Kurzem zusammen mit ihrem Partner in das namenlose Dorf am Nord-Ostsee-Kanal gezogen. Viele ihrer Gedanken drehen sich um den unstillbaren Kinderwunsch und um die Nachbarsfamilie, die plötzlich wie vom Erdboden verschluckt scheint. Ihr Partner ist Biologe und Umweltaktivist, was sich auch im Lebensstil der beiden widerspiegelt: kein Auto, wenig Plastik usw. Astrid wiederum ist Anfang 60, steht kurz vor der Rente und ist Landärztin. Sie sorgt sich zunehmend um ihre betagte Tante Elsa, erhält Drohbriefe, die sie unter den Teppich kehrt, und sucht den erneuten Kontakt zu ihrer Nachbarin Marli. Schon bei der groben Skizzierung der beiden Hauptprotagonistinnen wird ersichtlich, wie tiefgründig und vielschichtig der Roman werden kann - und was soll ich sagen? Kristine Bilkau hat alles richtig gemacht! Nebenan hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Die bildhaften Beschreibungen, die auf den gesellschaftlichen Normen basierenden und nachvollziehbaren Gedankengänge, den leisen Wunsch zur Weltrettung beizutragen, trotz all der menschlichen Doppelmoral, und die an vielen Stellen durchscheinende Gesellschaftskritik haben dieses Buch für mich so unaufgeregt und gleichzeitig erlebnisreich gemacht 🤩 Einziger Kritikpunkt, der eigentlich keiner ist: Meine Neugier konnte am Ende nicht gestillt werden. Ach, wie schön wäre es gewesen, wenn es zuletzt auf alle Fragen eine Antwort gegeben hätte. So spielt das Leben aber nun mal nicht 😃 Wie nachhaltig Nebenan in meinem Kopf bleiben wird, ist fraglich. Ich vermute, dass es mich nach und nach genauso still verlassen wird, wie es gekommen ist - und das ist okay. Ich habe mich durchweg gut unterhalten gefühlt und wer genau danach sucht, wird mit diesem Buch sehr glücklich werden ✨😊

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»Sie überlegt, würde sie gefragt werden, wie gut kennst du deine Söhne?, würde sie sagen: in- und auswendig. Doch Marli hat recht. »Ich bin darauf angewiesen, dass sie mir von sich erzählen. Den Rest muss ich mir meistens zusammenreimen«, antwortet sie. Sie kann nicht genau wissen, wie viel ihre Söhne von sich preisgeben, und was für Menschen sie geworden sind, wirklich geworden sind. Sie kann ihre Söhne nur lieben.« (S.257) 💙 
 Kristine Bilkau erzählt in ihrem Roman »Nebenan«, der zur Shortlist des deutschen Buchpreises 2022 gehört, wie eine Familie aus einem Nachbarhaus in einem kleinen Dorf am Nord-Ostsee-Kanal plötzlich verschwindet und die beiden Nachbarinnen Julia und Astrid sich jede für sich damit auseinandersetzen und darüber Gedanken 💭 machen. Der Roman erzählt leise und einfühlsam die Gedanken, Sorgen, Herausforderungen, Alltage und Leben der beiden Frauen, deren Wege sich überschneiden, die aber dennoch nicht tiefer miteinander ins Gespräch kommen. Dabei fragt der Roman in seiner ruhigen und unaufgeregten Art, wie viel wir eigentlich von den Menschen in unserer engsten Nähe wissen? 
Die Autorin lässt viel Raum für Gedankenkarussels 💭🎠 in den Köpfen der Lesenden, da viele Themen bzw. Handlungswege nicht (vollständig) aufgelöst werden. Vielleicht ist es genau ein solches Gedankenkarussel, das die beiden Protagonistinnen ebenfalls verspüren? 💭 Ich verstehe sehr gut, wieso dieser Roman für viele ein Lesehighlight ist. Ich mochte den Schreibstil der Autorin sehr und fand die Art und Weise, wie die Innenwelt der Protagonistinnen beschrieben wird, sehr einfühlsam und passend. Ich hätte mir aber mehr Antworten auf mein Gedankenkarussel gewünscht. … Insgesamt ein sehr vielseitiger, ruhiger und lesenswerter Roman. 🤍 [3,5/5 ☆]

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Leises Buch

Von: Katrin Faulhammer

30.09.2022

Das Buch erzählt die Geschichte von zwei Frauen in einem kleinen Dorf am Nordostseekanal. Julia, Ende 30, lebt dort mit ihrem Freund Chris und sehnt sich sehr nach einem Kind. Sie recherchiert stundenlang im Internet und unterzieht sich erfolglos diversen Behandlungen. Astrid, Ende 60, Ärztin, arbeitet auf die Rente zu. Ihre drei Kinder sind schon ausgezogen und zuhause ist ihr Mann Andreas. Sie bekommt ab und an Drohbriefe, kann diese aber nicht zuordnen. Nebenan ist das Haus von Marli, einer alten Freundin mit der die Freundschaft über die Jahre Schaden genommen hat. Die beiden Frauen begegnen sich nie direkt, aber ihre Wege kreuzen sich auf andere Weise. Neben diesen beiden Erzählsträngen, gibt es auch noch als Rahmenhandlung das Verschwinden einer Familie, das beide Frauen auf unterschiedliche Weise beschäftigt. Das Buch lässt sich gut lesen und die abwechselnden Perspektiven der Frauen haben mir gut gefallen. Es hat einen leicht, melancholischen Ton, es geht um Verluste, verändernde Lebensumstände, das Hinterfragen der eigenen Werte und Anschauungen. Mich hat das Buch sprachlich an Daniela Krien erinnert, unaufgeregt, schnörkellose Sprache. Thematisch auch mit Elementen von Juli Zeh, auch wenn dies dem Buch wohl nicht gerecht wird. Das Buch hat mir gut gefallen, war aber kein absolutes Highlight, was vielleicht daran lag, dass die Probleme der Protagonistinnen zwar plastisch geschildert werden, aber thematisch ich diese doch schon häufiger gelesen habe. Die Geschichte mit der verschwunden Familie ist spannend, hat wahrscheinlich auch eine Metaebene, aber ich konnte sie nicht finden. Dennoch würde ich gerne mehr von Kristine Bilkau lesen. Ich wünsche dem Buch für den Buchpreis viel Erfolg, für mich hat es aber eher Aussenseiterchancen.

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An diesem Buch ist man auf Bookstagram die vergangenen Wochen ja kaum vorbeigekommen, sonst wäre ich vielleicht gar nicht so sehr darauf aufmerksam geworden – und das wäre sehr schade gewesen. Dieser ruhige, atmosphärische Roman beginnt im Winter, was lustig war, da ich ihn im Hochsommer auf dem Balkon zu lesen anfing. Die Handlung spielt in einem Dorf an der Elbe. Erzählt wird abwechselnd aus den Sichtweisen zweier Frauen: Julia ist Ende 30 und mit ihrem Mann Chris erst vor einem Jahr hergezogen. Sie hat sich als Keramikerin mit einem kleinen Laden im Dorf sowie einem Online-Shop selbstständig gemacht und wünscht sich sehnlich ein Kind, während ihr Mann primär Umweltschutz im Kopf hat. Astrid hingegen ist über 60, Mutter von drei erwachsenen Söhnen, Ärztin, in diesem Dorf aufgewachsen und denkt eher daran, sich langsam zur Ruhe zu setzen wie ihr Mann Andreas. Mit der Zeit kreuzen sich ihre Wege – direkt und indirekt. Dennoch habe ich mich zwischendurch gefragt, was außer dem Dorf mit einigen Geheimnissen der rote Faden ist … bestimmt gibt es mehrere Deutungsmöglichkeiten der Geschichte, die dennoch niemals langweilig wurde, aber für mich persönlich ging es um folgende Themen: Isolation, Menschen (, die verschwinden), Verfall in mehreren Facetten, Sichtweisen (zurück) aufs Leben, Kinder und Kindheit sowie Ehe und Beruf in den verschiedenen Altersetappen, Rückblicke samt der Fragen, was man vielleicht anders gemacht hätte im Nachhinein, was man bereut, was und vor allem wen man hinterlässt, wer einen vermissen wird, was man erreicht hat, was versäumt, wen man selbst vermisst … ob sich noch was ändern lässt, retten (Freundschaften), ob es für manches schon zu spät ist … Da meine Lektüre von „Die Kinder sind Könige“ von Delphine de Vigan noch nicht lange her ist, konnte ich auch einige thematische Parallelen dazu entdecken sowie eine literarische feministische Anspielung auf die Kurzgeschichte „The Yellow Wallpaper“/„Die gelbe Tapete“ von der US-amerikanischen Schriftstellerin und Frauenrechtlerin Charlotte Perkins Gilman von 1892, welche ich in der Uni las. Sowas mag ich sehr. Insgesamt kann ich die Lektüre dieses besonderen Buches wirklich empfehlen und freue mich, eine neue Autorin für mich entdeckt zu haben! Herzlichen Dank an das Bloggerportal und den Luchterhand-Verlag für dieses Rezensionsexemplar! TW: plötzlicher Tod der Partnerin, verstümmelte Tiere, Kinderlosigkeit/Infertilität, Fehlgeburt, Umweltverschmutzung, zerbrochene Freundschaften, Rassismus, unbekannter Vater, anonyme Drohbriefe

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Winterküste

Von: wal.li

15.09.2022

Es ist kurz nach Weihnachten, müssten die Ferien nicht langsam vorbei sein? Julia fällt auf, dass sie die Nachbarn schon länger nicht gesehen hat. Sie selbst und ihr Mann wohnen noch nicht lange in dem kleinen Ort am Nord-Ostsee-Kanal. So gut kennt sie die Familie nebenan auch nicht. Dann taucht jedoch ein fremder Junge auf dem Grundstück auf, der jemanden zu suchen scheint. In der Kreisstadt betreibt Astrid eine Arztpraxis, schon seit einiger Zeit überlegt sie, die Praxis abzugeben. Allerdings ist ein Nachfolger nicht leicht zu finden. Schwimmen ist ihr großes Hobby und gerne kümmert sie sich um ihre Tante Elsa. Wieder kann man froh sein über die Auswahl, die die Jury für die Longlist zum Deutschen Buchpreis 2022 getroffen hat. Beim Erscheinen ist dieser kleine Roman nicht so aufgefallen. Umso schöner, dass das Leben in einer Nachbarschaft auf dem Land nun doch noch mehr Aufmerksamkeit bekommt. Es findet ein Wechsel im Ort statt, Alteingessene sterben, ihre Kinder hat es in die Welt gezogen und die Neuen bleiben häufig für sich oder unter sich. Und dennoch gibt es Begegnungen und Begebenheiten. Menschen versuchen, ihre Träume zu erfüllen, ihr Leben zu leben oder sich Neuem zu öffnen. Ruhig und melancholisch kann der Roman auf den Leser oder die Leserin wirken. Dennoch wird man gefangen genommen von dem kleinen Ort in Norddeutschland. Man spürt die Veränderungen, die die Zeit gebracht hat. Besonders die Kreisstadt ist wohl mit vielen Kreisstädten vergleichbar, Leerstand und Tristesse herrschen vor und wenig kann getan werden, um dies zu ändern. Und doch strahlt die Handlung eine gewisse Wärme aus, nach der Vereinzelung ein langsames Herantasten an den Nächsten. So Mittendrin hört es auf, dass man geneigt ist, sich die Entwicklungen in dem kleinen Dorf selbst weiterzudenken. Und so ist es wohl das Leben, es fließt dahin immer weiter. Man kann nichts bis zum Schluss erzählen, weil es einen Schluss in dem Sinne garnicht gibt.

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Nebenan

Von: Elena_liest

22.05.2022

Julia ist Ende 30, hat sich gerade mit ihrem Partner ein altes Haus auf dem Land am Nord-Ostsee-Kanal gekauft, das sie gemeinsam renovieren, und einen kleinen Laden für handgemachte Keramik eröffnet. Eigentlich könnte sie glücklich sein - wäre da nicht ihr unerfüllter Kinderwunsch. Astrid, Anfang 60, ist die Ärztin des kleinen Ortes. Sie wohnt schon lange hier, hat ihre Söhne im Dorf großgezogen und würde sich gerne mit ihrem Mann zur Ruhe setzen - doch sie findet keine Nachfolge für ihre Praxis. Verbunden sind die beiden Frauen durch die Familie, die bei Julia nebenan wohnte. Über Nacht scheinen die Eltern mit ihren drei Kindern verschwunden zu sein, der Briefkasten quillt über und sowohl Julia, als auch Astrid machen sich Gedanken: Was ist mit der Familie geschehen? Gab es eine Flucht? Streit? Gewalt? Leise, unaufgeregt kommt Kristine Bilkaus Roman "Nebenan" daher und trifft die Lesenden dann doch mit Wucht. Sprachlich ganz fein flicht die Autorin eine Geschichte über weibliches Leben, patriarchale Gewalt, das Älterwerden, die schwächer werdenden Strukturen auf dem Land und Nachbar*innenschaft. Dabei äußern sich die verschiedenen Themen mal ganz offensichtlich, beispielsweise wenn Julia mit den erniedrigenden Strukturen in der Kinderwunschklinik konfrontiert wird, mal aber auch sehr subtil, etwa wenn Astrid zu einer toten Frau gerufen wird, die bereits die ganze Nacht in der Badewanne gelegen hat und ihr Gedankenkarussell langsam anspringt. Mich hat "Nebenan" ungemein gefesselt und begeistert. Von Beginn an habe ich mich in Kristine Bilkaus Sprache verliebt, wurde immer neugieriger und angespannter beim Lesen, wurde ganz in die Gefühlswelt von Astrid und Julia - zwei Frauen zweier unterschiedlicher Generationen - gezogen. Die Autorin zeichnet ihre Figuren mit viel Feingefühl sowie großer Sorgfalt und auch dieses kleine Dorf am Nord-Ostsee-Kanal, seine Vergreisung, die Landflucht, fängt sie mit großer Genauigkeit ein. Durch das leerstehende Haus der Familie nebenan erhält der Roman zudem noch eine sehr beklemmende, beunruhigende Komponente, die mich das Buch kaum noch aus der Hand legen ließ. Vielschichtig, ruhig, und absolut lesenswert!

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MEINUNG: Von Kristine Bilkaus neuen Roman Nebenanhabe ich zum ersten mal in dem Podcast Eat.Read.Sleep gehört. Danach waren eine Freundin und ich bei einer Lesung von der Autorin. Wir waren beide sehr begeistert von Kristine Bilkau und Nebenan, aus welchem sie vorgelesen hat. Danach stand für mich fest, ich muss das Buch unbedingt lesen. Es ist mein erster Roman der Autorin, die bereits schon zwei weitere veröffentlicht hat. Der Kernpunkt der Geschichte sind Julia und Astrid. Die Kapitel werden abwechselnd aus der Sicht von beiden, allerdings als personaler Erzähler, erzählt. Julia ist Ende 30. Sie ist mit ihrem Freund in einen kleinen Ort nahe des Nord-Ostsee-Kanals gezogen, raus aus der Stadt. Im Ort betreibt sie nun einen Keramikladen. Julia wünscht sich sehnlichst ein Kind zu bekommen. Astrid, die in dem kleinen Ort aufgewachsen ist, ist Anfang 60 und sie betreibt in der nahen Kreisstadt eine Arztpraxis. Bald will sie die Praxis abgeben und in Rente gehen. Julia und Astrid treten nur indirekt Kontakt. Das ist auch nicht so wichtig. Sie zeigen beide einen exemplarischen biographischen Verlauf als Bewohnerinnen dieses Ortes. Man kann sagen, dass es bei beiden eine Menge innere Themen und Konflikte gibt und die Themen nach außen. Julia möchte unbedingt endlich Mutter werden. Man kann sagen, dass sie von diesem Gedanken besessen ist. Die schaut sich regelmäßig Instagram Kanäle von Müttern an. Sie liest regelmäßig in Schwangerschaft Foren. Sie fühle sich in dem neuen Haus sehr wohl, aber es fehlt das geplante Kind. Ihr Freund macht es ihr nicht unbedingt leichter, in dem er deutlich entspannter sieht als sie. Julia betreibt den Keramikladen in der nahegelegenen Kreisstadt, was alle sehr freut, denn viele solcher kleineren Innenstädte sterben einfach aus, weil die Geschäfte schließen. Julia scheint dennoch nicht komplett ausgelastet zu sein, denn sie beschäftigt sich auch damit, wo ihrer ehemaligen Nachbarn geblieben sind. In meinen Augen übertritt Julia hier einige Grenzen, die über normale Nachbarschaftssorge hinaus gehen. Astrid steht kurz vor der Rente. Ihr Mann ist bereits in Rente und verbringt seine Zeit viel mit Nachrichten lesen und hören. Astrid erhält eines Tages Drohbriefe. Ihr wird vorgeworfen, dass sie sich zu sehr eingemischt hat. Gleich zu Beginn gibt es einen Vorfall, der eventuell damit zusammen hängen könnte. Kristine Bilkau bringt immer mal wieder in diesem sonst sehr ruhigen Buch einige Sätze unter, die ganz und gar nicht ruhig sind. Oft muss man sich hier aber seinen eigenen Teil denken. Man darf hier nicht erwarten, dass alles am Ende aufgeklärt wird, wie bei einem Krimi. Die Drohbriefe bringen die sonst toughe Astrid sehr durcheinander. Genauso wie die Gesundheit ihrer Tante Elsa, die bereits Mitte 80 ist. Man spürt einfach, dass Astrid schon jetzt vor dem drohenden Verlust der Tante Angst hat, die ihr viel bedeutet und eine Leerstelle in ihrem Leben hinterlassen wird. Ebenfalls wie Julia wird Astrid hier ein bisschen übergriffig, was ihre Tante allerdings bemerkt. Astrid und Julia haben gemeinsam, dass sie mit einem abwesenden Vater und einer alleinerziehenden Mutter aufgewachsen sind. Auch diese Themen werden immer wieder aufgegriffen. Mir gefiel auch die Atmosphäre, die die Autorin geschaffen hat. Ich konnte mir vieles vor meinem geistigen Auge gut vorstellen. FAZIT: Nebenan ist eine ruhige Geschichte, die dennoch so viel Kraft ausstrahlt und die sich mit vielen Themen in unserer Gesellschaft beschäftigt. Es geht nicht nur um Nachbarschaft, sterbende Innenstädte, sondern auch um eigene Wünsche und was man macht, wenn diese nicht in Erfüllung gehen.

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