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Rezensionen zu
Das Geheimnis

Ellen Sandberg

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„Doch das Damals war immer präsent. Wie eine Grundierung auf der Leinwand, wie der Takt einer Melodie.“ Scham, Verdrängung und Schuld. In ihrem neuen Roman 'Das Geheimnis' (erschienen 2021 bei Penguin) erzählt Ellen Sandberg die Geschichte einer Mutter, die ihr Kind verließ, und einer Tochter, die nach vielen Jahren beginnt, Fragen zu stellen und auf schockierende Antworten trifft. Wer die Romane Ellen Sandbergs kennt, der weiß, dass sie eine Meisterin darin ist, Familien- und Spannungsroman zu verbinden. Auch ihr neuer Roman überzeugt durch psychologisch ausgefeilte Protagonisten und einen Spannungsbogen, der dem eines guten Krimis gleicht. „Sie drückte die Playtaste. Doch nicht Musik erklang. Ulla schrak zusammen, als sie plötzlich die Stimme ihrer Mutter hörte. Herb und spröde.“ Viele Jahre nach dem Tod ihrer Mutter kommt Ulla 2020 zurück auf den Moarhof am Chiemsee, auf dem ihre Mutter in den 1970er Jahren in einer Künstlerkommune lebte. Für Ulla ist es eine befremdliche Situation: Sie befindet sich nun an dem Ort, an dem die Frau lebte, die sie im Kindesalter verließ und die sie bis zu ihrem tragischen Selbstmord nicht mehr wiedergesehen hat. Als sie beim Durchstöbern der alten Sachen ihrer Mutter auf einen ganzen Haufen alter Kassetten stößt, auf denen ihre Mutter ihre Lebensgeschichte erzählt und die Beweggründe für ihr Handeln nennt, offenbart sich für Ulla ein dunkles Familiengeheimnis, das bis in die Gegenwart wirkt. Was ihre Mutter erzählt, ist nicht nur für Ulla, sondern auch für den Leser stellenweise nur schwer zu ertragen. Sandberg erzählt hier nicht nur die Geschichte eines Geheimnisses. Es ist vielmehr auch die Geschichte eines Traumas, das in der Familie so tief verborgen liegt, dass es mehrere Generationen überdauert und sogar noch Ullas Tochter prägt. Gekonnt entfaltet die Autorin die Geschichte in zwei Erzählsträngen, die Vergangenheit und Gegenwart an genau den richtigen Stellen verbinden und die Spannung bis zur letzten Seite aufrechterhalten, da immer nur kleine Teile eines großen Rätsels preisgegeben werden. 'Das Geheimnis' ist ein spannender Familienroman, wie er für Sandberg typisch ist und der beweist, dass die Vergangenheit niemals wirklich vergangen ist, dass sie uns prägt und zu den Menschen macht, die wir heute sind.

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Von der Autorin Ellen Sandberg habe ich schon viele Bücher gelesen. Mir gefallen ihr Schreibstil und die ganz besonderen Themen, denen sie sich widmet. Beschreibung des Buches: „Das Geheimnis“ von Ellen Sandberg ist 2022 im Penguin-Verlag als Hardcover mit 425 Seiten erschienen. Auf dem Titelbild sieht man altes, geheimnisvoll erscheinendes Haus. Kurze Zusammenfassung: Ulla ist auf der Suche nach dem Grund, warum ihre Mutter Helga sie, als sie neun Jahre alt war, verlassen hat. Später kam die Mutter unter mysteriösen Umständen zu Tode. Ulla versucht in Helgas altem Wohnhaus am Chiemsee der Sache auf die Spur zu kommen. Mein Leseeindruck; Ich habe mich mit diesem Roman sehr gut unterhalten gefühlt. Mir hat der Wechsel der Sichten und Zeiten, 2020 Ulla, 1975 Helga und später auch noch 2020 Luise, sehr gut gefallen. Die Rückblicke, die Ulla anhand von Kassetten auf das Leben ihre Mutter bekommt als auch die Rückblicke in den Kapiteln, die Helgas Situation beschreiben, sind spannend verwoben. Auch wenn das Leben der Protagonistinnen sich teils mehr in der oberen Mittelschicht abspielt und man sich vielleicht nicht unbedingt mit den Personen identifizieren kann, so blickt man doch mit einer gewissen Demut auf die Rückblicke von Mutter Helga zurück, die als Jugendliche mit der Familie auf der Flucht ihre Lieben verlor. Dieses Schicksal verfolgt Helga ihr ganzes Leben, so dass sie offenbar ihr Glück mit ihrer Tochter Ulla gar nicht genießen kann und will. Und auch Ulla scheint das Familiengeheimnis in ihrem Leben zu beeinflussen… Mir hat der Roman sehr gut gefallen. Fazit: Wieder einmal eine besondere Familiengeschichte, die Ellen Sandberg hier gelungen ist. Das Buch gehört für mich zu den Highlights im neuen Jahr 2022.

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Ein Roman, der mein Herz berührt hat

Von: Mirabellaparadise

29.01.2022

Nachdem ich letztes Jahr DAS ERBE, DER VERRAT und DIE SCHWEIGENDE von dieser Autorin gelesen habe, war ich sehr gespannt auf ihren neuen Roman. In dieser Geschichte geht es, wie der Titel schon sagt, um ein (STARKES) GEHEIMNIS. Scheinbar lässt eine Mutter ihre 9jährige Tochter eiskalt im Stich. Welche Beweggründe dafür maßgebend waren, erfährt die Leserschaft im Laufe der Handlung. Der Roman spielt in Mossleitn am Chiemsee in den 1970er und 2020 Jahren, sowie in München in den 2020er Jahren. Helga flüchtet aus ihrer Ehe und Rolle als Mutter und lebt ihre künstlerische Ader, die HAPPY-FLOWER-POWER-HIPPIE-KULTUR, sowie die „freie Liebe“ in einer Kommune aus. Traumatische Erlebnisse während des zweiten Weltkriegs versucht sie durch ihre mysteriösen Malereien zu verarbeiten. Die schwere Schuld, die sie in jener Zeit auf sich geladen hat, löst bei ihr eine ungeheuerliche Gewissensqual aus. Helga kennt nur einen Ausweg: Sie durchläuft als Solo-Teilnehmerin, selbst erdachte, kreative Varianten von „Russisch Roulette“ in Form von Performances. Ulla, die Tochter, hat Schuldgefühle, weil sie sich einbildet, dass sie nicht „gut genug“ ist, um von der Mutter geliebt zu werden. Durch ihr Erbe und dem damit verbundenen Fund von alten Kassetten-Aufnahmen, mit einer Art Geständnis von Helga, begreift Ulla, warum ihre Mutter der Ansicht war, es wäre besser keinen Kontakt zu halten. Kontaktsperre, Sehnsucht, Traurigkeit begleiten mehrere Jahrzehnte beide Protagonistinnen. Nun gibt es aber noch eine dritte Protagonistin: Luise, eine ältere, alleinstehende Rentnerin, die am Rande des Existenzminimums lebt und in große Versuchung geführt wird. Sie ist im Besitz von „Kunstobjekten“, die ihr aufgrund ihres 6-stelligen Wertes, einen Platz in einer schönen Seniorenresidenz sichern würden. Kann sie der Verlockung widerstehen? Orte, Situationen, Handlungsweisen und Charaktere wurden so detailliert beschrieben, dass ich mich mitten im Geschehen befand und mir alles bildlich vorstellen konnte. Die Schreibweise von SANDBERG ist wie gewohnt flüssig, spannungsaufbauend und hat mir keine Pause gegönnt: Ich musste das Buch an einem Wochenende lesen. Ein Roman, der mein Herz berührt hat!

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Nachdem ich bisher schon alle Romane von Ellen Sandberg (Inge Löhnig) mit Begeisterung verschlungen habe, war ich sehr gespannt auf das neueste Buch. Im direkten Vergleich schneidet „Das Geheimnis“ zwar etwas schwächer ab, aber es ist trotz allem eine sehr spannende und lesenswerte Geschichte. Im Mittelpunkt stehen zunächst zwei Frauen: Mutter Helga und deren Tochter Ulla, welche ab ihrem 9. Lebensjahr ausschließlich bei ihrem Vater aufwuchs. Helga hatte bis auf gelegentliche Briefe den Kontakt abgebrochen, worüber Ulla niemals hinweggekommen ist. Leider konnte sie auch als Erwachsene die Umstände nicht mehr aufklären, da ihre Mutter bereits 1975 durch einen Unfall ums Leben kam. Ulla war damals erst 15 Jahre alt. Die Ungewissheit hat ihr Leben in vielen Bereichen geprägt, oft sehr unbewusst. So ist zum Beispiel das Verhältnis zu ihrer eigenen Tochter Sandra sehr angespannt. Als Ulla sich kurz vor ihrem 60. Geburtstag entschließt, einige Wochen im früheren Haus ihrer Mutter zu verbringen, findet sie dort unerwartet Antworten auf ihre zahlreichen Fragen. Und eine erschreckende Geschichte offenbart sich, deren Tragweite und Auswirkungen leider enorm sind. Der Schreibstil ist wie gewohnt sehr lebendig und mitreißend. Die wechselnden Kapitel aus der Sicht der verschiedenen Frauen machen das Lesen kurzweilig und fesselnd. Neben der Perspektive wechseln auch die Zeiten: wir erleben das Jahr 1975, aber auch die Gegenwart in 2020, sowie aus Erzählungen die schlimme Ära des Krieges während der Dreißiger- und Vierzigerjahre. Geprägt ist die Geschichte vor allem von Emotionen, die dank der authentischen Charakterisierung der Figuren auch sehr lebensnah wirken und geradezu zum Mitfühlen anregen. Tatsächlich habe ich einige beschriebene zwischenmenschliche Probleme im eigenen Leben wiedergefunden. Nicht nur deshalb kann das Buch auch zum Nachdenken animieren. Neben all den Gefühlsaspekten kommt aber auch die Spannung in diesem Roman nicht zu kurz, gibt es doch zahlreiche Geheimnisse, die es zu lüften gilt. Der Titel hält, was er verspricht. Wobei ich aber zugeben muss, dass ich als geübter Krimileser vieles schnell vorausahnen konnte. Die Hauptthemen sind Flucht, Vertreibung und vor allem Schuld und deren Auswirkungen auf unser Leben und das unserer Umgebung. Die wichtigsten Rollen in diesem Roman spielen Frauen, deren Platz in der Gesellschaft im Wandel der Zeit und ihre speziellen Sorgen und Nöte. So richtig anfreunden konnte ich mich aber leider mit keiner der Figuren, obwohl sie durchaus nicht unsympathisch waren. Aber wohl doch etwas zu eigen und ihre Handlungen waren für mich oft nicht gut nachvollziehbar, trotzdem aber im Zuge der Ereignisse auch wiederum nicht unlogisch. Bildet euch unbedingt eine eigene Meinung, denn ich bin sicher, dass hier beim Lesen sehr die persönlichen Emotionen und Erfahrungen zum Tragen kommen und die Geschichte wirkt so immer etwas anders, denke ich. Es lohnt sich auf jeden Fall, denn ihr dürft eine spannende, wenngleich auch sehr tragische Lebensgeschichte erfahren, die aufwühlend und gleichermaßen unterhaltend ist. 4,5 Sterne

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Ulla, eine starke Frau, fühlt sich schon seit ihrem 9. Lebensjahr von ihrer Mutter Helga verstoßen. Jetzt kurz vor ihrem 60. Geburtstag beschließt sie, endlich ihr Leben in die eigene Hand zu nehmen. Sie trennt sich von ihrem Mann. Die Beziehung zu ihrer Tochter kriselt, was Ulla sehr belastet. Kurzerhand quartiert sie sich in das „Häusl“ ihrer Mutter ein, um der resoluten Ablehnung ihrer Mutter auf den Grund zu gehen und ihr ständiges Trauma zu bewältigen. Vielleicht findet sie dadurch wieder einen Weg zu ihrer Tochter. In dem „Häusl“, dem Nebenhaus eines Bauernhofs, hatte Helga die letzten Jahre in einer Kommune gelebt. Wieder einmal eine tiefgehende und spannende Familiengeschichte von Ellen Sandberg. Ich habe sie als Kriminalautorin kennengelernt und bin immer wieder überrascht, wie dicht, emotional (ohne rührselig zu werden) und spannend sie familiäre Beziehungen aufzeigt. Schicht für Schicht entflicht die teilweile verknöcherten und verfilzten Strukturen. Sehr geschickt hat sie die Rückblenden durch die Beteiligten selbst erzählen lassen. Die unstrukturierte Reihenfolge der Kassetten hat den Spannungsbogen immer hochgehalten. Das Konfliktpotenzial zwischen Ulla und ihrer erwachsenen Tochter konnte nicht nur Ulla anfangs nicht erkennen. Auch ich als Leserin konnte das Verhalten der Tochter nicht verstehen, da wir ja nur Ullas Sichtweise kennengelernt haben. Die kurzen anklagenden Statements von Sandra halfen da nicht viel. Im Laufe der 425 Seiten konnten wir den einzelnen Protagonisten sehr nah kommen. Sie wurden genau charakterisiert, so dass man ihr Verhalten, ihre Sehnsüchte und ihre Entscheidungen nachvollziehen konnte. Wie immer am Ende eines Romans von Ellen Sandberg fühlte man sich beim Zuklappen des gelesenen Buches einsam, verlassen von guten Freunden oder einer lebendigen Familie.

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München, 2020. Ulla ist 60 Jahre alt und gerade dabei, ihr Leben neu zu gestalten. Von ihrem Mann Stefan hat sie sich getrennt. Zu ihrer Tochter hat sie nur wenig Kontakt. Gerade verbringt sie einige Zeit im Haus, das früher ihr Mutter bewohnte. Diese verließ sie als sie noch ein Kind war. Die Künstlerin hat einige Sprachaufnahmen sowie Filme von ihren Performances hinterlassen. Ulla erhält so die Möglichkeit, die eigene Mutter besser kennenzulernen. Auch ein Kunsthändler ist an diesem Material interessiert. Moosleitn, 1975. Helga lebt in einer Kommune für ihre Kunst. Gleichzeitig will sie damit ihre Erlebnisse auf der Flucht von Ostpreußen nach Deutschland verarbeiten. Die russische Armee war dem Flüchtlingstreck sehr nahe gekommen und jeder kämpfte ums Überleben. Helga war mit ihrer kleinen Tochter unterwegs und musste sie einem Soldaten überlassen. Als sie kurze Zeit später einen Schuss hörte, dachte sie, er hätte sie umgebracht. Diese Schuld quälte sie bis zum Tod. Auch Louise stammt aus Schlesien und lebt nun in der Kommune. Sie hat es nie verwunden, aus ihrem Elternhaus vertrieben worden zu sein. Auf der Flucht hat die Familie alles verloren. Ellen Sandberg verbindet in ihren Romanen stets zwei Zeitebenen. Sie stellt damit die Verbindung her, wie sich Ereignisse aus einer früheren Zeit noch auf das Heute auswirkt. In diesem Fall geht es um vertriebene Deutsche im Zweiten Weltkrieg und die daraus entstandenen Traumata, die auch das Leben der folgenden Generation beeinflussen. Aus Sicht von Ulla, Helga und Louise werden die Perspektiven geschildert und ergeben ein zusammenhängendes Bild um ein Geheimnis. Die Charaktere sind dabei glaubhaft in ihren Handlungen. Es geht zum einen um Helga, die in den 70-er Jahren in einer Kommune lebte. Sie drückte sich in ihrer Kunst aus, die jede für sich verstörend wirkt. Als Leser erkennt man, dass sie ein prägendes Erlebnis für sich behält. Louise stellt in der Geschichte die Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart dar. Auch sie berichtet von der Flucht aus der Heimat in ihrer Kindheit. Ulla trägt alle Informationen zusammen und löst damit das Familiengeheimnis. Es geht dabei um Schuld, Akzeptanz und immer wieder müssen sich die Figuren selbst reflektieren, um ihren Weg zu finden. Die Empathie für die Figuren trägt dabei die Spannung. Das Gleichgewicht zwischen Sympathieträgern und zickigen Verhaltensweisen ist dabei ebenfalls ausgewogen. Gerne hätte ich zeitweilig Figuren zur Seite geschoben. Rückwirkend hatten sie allerdings eine Berechtigung an dieser Stelle mit ihren Forderungen. Verschwiegene Erlebnisse Der Kriegsverlauf in den Jahren 1944/45 zwang rund 14 Millionen Menschen zur Aufgabe ihrer Heimat. Die Rote Armee zog gen Berlin und plünderte in den Dörfern Ost- und Westpreußens. Die Flüchtenden konnten nur das Nötigste mitnehmen und wurde zudem vom kalten Winter überrascht. Diese Flucht und damit verbundene Todesangst vor dem gnadenlosen Feind werden in kurzen Sequenzen verdeutlicht. Gleichzeitig stellt sich die Frage, welche Schuld man auf sich lädt, wenn man in einer solchen Situation das eigene Leben rettet. Aus der Sicht des Lesers, der die Schilderung mit einer Distanz von fast 80 Jahren liest, ist diese vermutlich auch nicht mehr zu beantworten. Möglicherweise trägt es aber dazu bei, die ältere Generation besser zu verstehen. Der Roman Das Geheimnis von Ellen Sandberg zeigt Zeitgeschichte und vor allem die Konsequenzen für die Überlebenden des Zweiten Weltkriegs. Es geht um Verlust, Schuld und fehlende Nähe. Das Schweigen der Mutter verursacht bei der Tochter Unverständnis bis Wut über die Ablehnung. Die Psychologie verbunden mit der Handlung lassen es in diesem eher leisen Roman richtig krachen.

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Ulla lebt in München, wir schreiben das Jahr 2020 und sie krempelt im Alter von fast 60 Jahren nochmal ihr ganzes Leben um. Vom Mann geschieden, mit der Tochter ein schwieriges Verhältnis, macht sie sie sich auf die Suche nach den Geheimnissen ihrer Vergangenheit. Denn irgendwas muss da sein, umsonst hat ihre Mutter sie nicht verlassen, als Ulla gerade mal sechs Jahre alt war. Oder sollte Helga doch nur die Frau mit dem kalten Herz gewesen sein, für die sie jahrelang gehalten wurde? Ulla verschlägt es auf den Moarhof zurück, den Lieblingsort ihrer Kindheit. Nach und nach entdeckt sie, wie ihre Mutter zur eigenwilligen Künstlerin wurde, deren düstere Werke niemand verstand, die für sie jedoch so wichtig waren. Bergen sie den Schlüssel zu den Geheimnissen, die über drei Generationen wirken? Dieser Roman ist ein unglaublich gefühlvolles Werk, das mich schnell in seinen Bann gezogen hat. Die Geschichte von Müttern und Töchtern, ihre Verwobenheit mit der Kunst und die sukzessive Aufklärung eines Geheimnisses, oder genau genommen mehrerer, war wunderbar unterhaltsam zu lesen. Immer tiefer konnte ich in die Geschichte rutschen und immer näher kam ich dem Geschehen, genauso, wie es der Protagonistin Ulla auch erging. In zwei Handlungssträngen erfahren wir Leser, was in den Jahren 2020 und 1975 geschah, einmal aus Ullas Perspektive und einmal aus der von Helga, ihrer Mutter. Dabei reichen die Erinnerungen, die nach und nach aufgedeckt werden, bis in die Zeit des zweiten Weltkrieges zurück. Eine große Zeitspanne also, was aber keineswegs dazu führt, dass die Geschichte unübersichtlich wird. Sie ist so aufgebaut, dass nach und nach Figuren eingeführt werden, die eine wichtige Rolle spielen und auch an sämtliche Geschehnisse wird man als Leser langsam herangeführt. Die Ausgestaltung der Figuren ist der Autorin wunderbar gelungen. Nicht immer konnte ich gutheißen, wie sie handelten, aber ich konnte es verstehen und ich konnte mit ihnen fühlen. Das Ende ist zugleich gefühlvoll, knallhart und genau richtig, dieses Buch wird sicherlich noch länger in meinem Kopf herumspuken und mich nachdenklich machen. Richtig gut gefallen hat mir auch die Art und Weise, wie die Autorin Helgas Kunst beschrieben hat, die Rolle, die dies für die Geschichte spielte. Kunst als Mittel zur gleichzeitigen Selbstzerstörung und Befreiung, Berufung und Zwang zugleich. Gefühle, die sie nicht zulassen konnte, hat die Künstlerin in Farben und Akte verpackt, wahrscheinlich immer in der Hoffnung, sie damit verarbeiten zu können. Auch die Liebe spielt hier eine Rolle, natürlich die zwischen Eltern und Kindern, aber auch die zwischen Männern und Frauen. Und dabei geht es nicht vorrangig um die romantischen, jugendlichen Gefühle, sondern um eine Art erwachsene Liebe, gefühlvoll, aber ohne zu große Kompromisse. Außerdem vermittelt das Buch die klare Ansage, dass man in jedem Alter das Beste aus seinem Leben machen kann und sollte, erst recht, wenn es vorher keine gute Gelegenheit dazu gab. Insgesamt hat mich dieses Buch sehr beeindruckt, ich habe es gerne gelesen und möchte es gerne weiterempfehlen.

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„An dem Tag im Mai, als Helga sich entschloss, endlich die Wahrheit zu offenbaren, zog von Südwesten ein Gewitter heran.“ (Zitat aus „Das Geheimnis“) Mit diesen Worten beginnt der neue Roman von Ellen Sandberg. Wir schreiben das Jahr 1975. Helga ist Künstlerin und lebt auf einem idyllisch gelegenen Bauernhof am Chiemsee. Ihre Werke sind düster, denn die Schatten der Vergangenheit lasten schwer auf ihr. Heute möchte Helga endlich reinen Tisch machen und ihrer Tochter Ulla erklären, warum sie nicht bei ihr leben kann. Doch dazu wird es nicht kommen. Hat Helga letzten Endes der Mut verlassen? Ulla fragt sich ihr Leben lang, warum ihre Mutter sie damals als Neunjährige zurückgewiesen hat. Im Jahre 2020 kehrt Ulla auf schließlich auf den Moarhof zurück und findet endlich Antworten auf ihre offenen Fragen. Der Roman wird auf verschiedenen Handlungsebenen aus der Perspektive dreier Frauen erzählt. Zunächst ist nicht klar, welche Rolle Luise neben Helga und Ulla spielt. Dass sie jedoch für die Entschlüsselung des Geheimnisses von Bedeutung ist, spüre ich von Anfang an. Meine Neugier ist geweckt. Zwischen den Zeilen breitet sich eine unterschwellige Spannung aus, die mich durch die Seiten fliegen lässt. Wie passen die einzelnen Puzzleteile ineinander? Die Autorin bleibt ihrer typischen Erzählweise treu, was mir persönlich sehr gut gefällt. Sie beherrscht die Kunst des lebendigen Schreibens. In diesem Roman widmet sich Ellen Sandberg dem schwierigen Thema der Mutter-Tochter-Beziehungen und gewährt dabei tiefe Einblicke in das Seelenleben ihrer Charaktere. Helga schleppt ein Trauma mit sich herum, welches es ihr unmöglich macht, für ihre Tochter Ulla zu sorgen. Diese wiederum möchte bei ihrer Tochter alles richtig machen und mutiert zur Helikoptermutter. Ich mag die Frauenfiguren, kann mich gut in sie hineinversetzen. Als das Geheimnis gelüftet ist, fällt es mir schwer, mich von ihnen zu verabschieden. Ihre Geschichte klingt nach. Ein herausragender Roman mit Tiefgang, der den anspruchsvollen Leser sucht. Geschenktipp für eine buchige Weihnachtsüberraschung!

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