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Rezensionen zu
Beklaute Frauen

Leonie Schöler

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€ 22,00 [D] inkl. MwSt. | € 22,70 [A] | CHF 30,50* (* empf. VK-Preis)

Es ist nichts Neues, dass Errungenschaften von Frauen in der Geschichte systematisch unsichtbar gemacht und ihre Rollen auf die einer Ehefrau, Tochter, Assistentin oder Muse reduziert wurden. Wie umfassend dies war und in wie vielen Bereichen Männer Beifall für Leistungen erhielten, die sie nicht selbst – oder zumindest nicht ohne Unterstützung von Frauen – erbracht haben, zeigt Leonie Schöler in ihrem kürzlich erschienenen Sachbuch „Beklaute Frauen“. Nach einer kurzen Einleitung setzt sich die Autorin als erstes mit Frauen in der verschiedensten Revolutionen auseinander, zum Beispiel der Französischen, der Revolution von 1848/49 oder dem Kampf der Suffragetten. Sie kämpften ganz allgemein für Menschenrechte, aber auch für so konkrete Dinge wie den Brotpreis oder das Frauenwahlrecht. Denn bereits sie mussten feststellen: Das Vorbild, an dem alles gemessen und verhandelt wird, ist der weiße Mann. Im zweiten Kapitel des Buches geht es dann um die Ehe und was diese für Frauen bedeutet. Zusammengefasst werden kann das im so genannten Matilda-Effekt, der besagt, dass je mehr Frauen arbeiten, desto stärker profitieren Männer um sie herum und desto weniger Anerkennung erhalten sie selbst. Ein bekanntes Beispiel? Mileva Marić (Ehefrau von Albert Einstein), deren Anteil an der Relativitätstheorie ihres Mannes als beträchtlich eingeschätzt wird. Von der Wissenschaft lässt sich dieses Phänomen auch auf die Kunst übertragen, was im nächsten Kapitel zum Thema wird. Hier geht es vor allem darum, wie Männer wie Marx, Brecht oder Picasso ihr weibliches Umfeld gezielt ausnutzten. Kapitel vier befasst sich mit Frauen, denen der Nobelpreis verwehrt blieb (z.B. Rosalind Franklin für die Entschlüsselung der DNA), aber auch mit dem Sport. Denn immer dort, wo Frauen in gemischten Wettkämpfen über Männer siegten, wurde auf einmal die Trennung nach Geschlechtern beschlossen. Auch Leistungen in Kriegen, wie die der Mujeres Libres unter Franco oder der Soldatinnen in der Roten Armee, wurden zu Friedenszeiten vergessen und die Frauen sogar dafür beleidigt. Das letzte Kapitel beschäftigt sich schließlich u.a. mit Frauen, die männliche Pseudonyme verwendeten. Leonie Schöler ist ein wichtiges, informatives Sachbuch gelungen, das zugleich wütend macht. Schön fand ich, dass sie dabei auch persönliche Geschichten teilt. Ihr Fazit kann ich nur unterstreichen: Es ist beunruhigend und beschämend, dass Frauenrechte im Moment wieder überall beschnitten werden und Aktivismus als unnötig bezeichnet wird.

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Beklaute Frauen von Leonie Schöler @heeyleonie erschienen bei Penguin Verlag Zum Inhalt: In sechs Kapiteln, die jeweils einem gesellschaftlichen Bereich wie der Kunst, der Wissenschaft, der Ehe usw. gewidmet sind, holt Leonie Schöler die Frauen wieder an die Oberfläche, die systematisch (ja das Wort ist in diesem Kontext wichtig) nach unten und in die Unsichtbarkeit gedrückt wurden. Anhand von einzelnen Biographien führt dieses Buch uns vor Augen weshalb wir bis heute in Schulbüchern, Museen und in Sälen mit berühmten Büsten vergeblich nach dem Konterfei von Frauen aus Wissenschaft, Politik und Kunst Suchen müssen. Dabei verpasst es die Autorin auch nicht einen Bogen in die heutigen Debatten und gesellschaftlichen Vorgänge zu schlagen und zu verdeutlichen, weshalb wir auch heute noch Stereotype bedienen und noch lange nicht am Ziel einer gelungenen Emanzipation angekommen sind. Mein Leseeindruck: Unterhaltsam, ja oft humorvoll und immer auf Augenhöhe zeigt uns die Historikern Leonie Schöler einen Teil der Geschichte, wie er bisher nicht oder nur sehr fragmentarisch erzählt wurde. Die vielen Frauen, die im Laufe der Geschichte unsichtbar gemacht, verdrängt, verhöhnt und beraubt, ja aufgrund ihrer Leistungen auch teils körperlich versehrt oder gar getötet wurden, erhalten hier durch die beispielhaften Biographien wieder ein Gesicht und einen Raum indem sie sichtbar werden können. Einige dieser Frauen und ihre Leistungen, wie z.B. Lise Meitner oder Olympe De Gouche waren mir bereits bekannt, andere Frauen hingegen wie z.B. Elisabeth Hauptmann oder Rosalind Franklin waren mir zuvor noch nie begegnet. Was alle diese Frauen eint, sind herausragende Leistungen und das oft unter widrigsten Umständen und dass sie nie und zwar in keinster Form Anerkennung für ihr Schaffen erhalten haben. Dabei wären gerade diese Lebenswege auch für heutige Mädchen und Frauen so wichtig um zu erkennen, dass es eben nicht nur Männer waren, die die Welt gestaltet haben (Ja, die Frauen standen tatsächlich die letzten Jahrhunderte und Jahrtausenden nicht nur Däumchen drehende in der Ecke der Weltgeschichte herum), allerdings war es ein patriarchales System, das die Deutungshoheit inne hatte und leider noch viel zu stark hat. Für alle, die sich aus dieser Deutungshoheit einmal hinauswagen wollen kann ich dieses Buch sehr empfehlen. Es gibt einen guten Überblick über historische und aktuelle Debatten und bietet ein Fundament um sich im Anschluss vertieft mit dem Thema auseinandersetzen zu können.

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