Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezensionen zu
Wir Kinder des 20. Juli

Tim Pröse

(4)
(0)
(0)
(0)
(0)
€ 22,00 [D] inkl. MwSt. | € 22,70 [A] | CHF 30,50* (* empf. VK-Preis)

Tim Prise lässt erzählen, hört zu und fördert erstaunliches zu Tage

Von: Matthias Pflugradt aus Nochern

26.06.2024

Es gibt Dinge bei den Büchern von Tim Pröse, die sind vorhersehbar. Zum einen, dass er sich ein emotionales Thema, ein Herzensthema für sein neues Buch ausgesucht hat. Zum anderen, dass er sich sehr einfühlsam seinen Gesprächspartnern nähert. Ihnen Zeit und Raum gibt, zu erzählen. Weiter ist vorhersehbar, dass jedes neue Buch von Pröse seine Leser von der ersten Seite an packt, fesselt und mitnimmt. All diese Faktoren bringt auch sein neues Buch mit sich. „Wir Kinder des 20. Juli“ zeichnet die Biografien der Kinder jener Menschen nach, welche im nach dem Stauffenberg Attentat am 20. Juli 1944 in Plötzensee nach Scheinprozessen vor dem Volksgerichtshof unter Vorsitz von Roland Freisler ihr Leben lassen mussten. Tim Pröse nähert sich diesen Menschen vorsichtig, lässt sich Bedingungslos auf ihr Leben ein, tauch tief darin hinab und schreibt auf, was ihm erzählt wird. Auch in seinem aktuellen Buch zeigt Pröse, dass er ein Meister seines Fachs ist. Dass er es beherrscht, Menschen erzählen zu lassen. Dass sie ihm vielleicht sogar mehr erzählen, als sie es ursprünglich geplant hatten. Tim Pröse skizziert die Biografien der Menschen, die alle eines gemein haben. Sie haben ihre Väter, Angehörigen in Plötzensee verloren. In jener Hinrichtungsstätte der Nationalsozialisten treffen sie sich einmal im Jahr. Tim Pröse durfte bei einem dieser Treffen dabei sein, so den Angehörigen der Helden des 20. Juli 1944 das erste Mal näher kommen. In seinen Schilderungen, Beobachtungen hält sich Pröse auch in diesem Buch im Hintergrund. Es ist nicht seine Art, sich reißerisch in den Vordergrund zu schreiben. Er schreibt nicht um des Schreibens Willen. Er schreibt für die Menschen, die ihm erzählen, für deren Angehörigen. Er schreibt für sein Herzensthema. Nie darf man vergessen, was damals geschah. Mit seiner Art zu erzählen, schreibt sich Tim Pröse auch in diesem Buch direkt in die Herzen seiner Leser. Deswegen kaufen und lesen. Tim Pröse „Wir Kinder des 20. Juli“ 366 Seiten, erschienen im Heyne Verlag.

Lesen Sie weiter

Was genau geschah am 20. Juli 1944? Welche Vorbereitungen waren für das misslungene Attentat auf Adolf Hitler nötig, welche Auswirkungen hatte dieser Versuch – vor allem aber, was bedeutete das Vermächtnis der Verschwörer für das Leben ihrer Kinder? Da das Attentat scheiterte und das Morden der Nazis weiterging, stellt sich die Frage, ob das Opfer dieser tapferen Männer umsonst war. Diese wichtige und bewegende Frage betrifft natürlich in erster Linie ihre Nachkommen. In diesem sehr persönlichen Buch nimmt der Autor den Leser mit zu Begegnungen mit Menschen, die an der Verschwörung beteiligt waren, er trifft sich mit ihren Kindern und Enkeln, und er erzählt von ihren Gedächtnisfeiern. Dazu liefert er viel Hintergrundwissen zu den Geschehnissen rund um diesen geschichtsträchtigen Tag. Es geht in diesem Buch um das Erinnern, um das Verarbeiten, aber auch um einen Ausblick und um die Überlegung, was der mutige Einsatz dieser Freiheitskämpfer für unser Land heute bedeutet. Viele der befragten Kinder haben oder hatten hohe Positionen in der Politik oder Wirtschaft, und sie beobachten gegenwärtige Entwicklungen mit Besorgnis. So geht es in diesem Buch nicht nur um geschichtliche Ereignisse, sondern auch um deren Bedeutung für die heutige Zeit. So sagt Dohnanyi: „Es muss entsetzlich gewesen sein für meinen Vater, zuzuschauen, welche Entwicklung die Welt nahm. Und ich sage Ihnen ganz offen: Ich habe heute das Gefühl die Welt nimmt dieselbe Entwicklung wie vor 1933 an. Und ich sehe wiederum, dass wieder einmal niemand wirklich hinschaut. Es ist bitter zu sehen, wie viel falsche Politik, nicht nur von Russland, sondern auch vom Westen gemacht wird.“ Die Interviews sind sehr berührend. Kinder, die zu jung waren, um sich gut an ihre Väter zu erinnern, erzählen was der Verlust des Vaters für ihr Leben bedeutet hat. Oft mussten sie nicht nur ohne Vater aufwachsen, sie waren auch gebrandmarkt, da ihre Väter auch nach dem Krieg als Verräter angesehen wurden. Die Einsichten dieser Männer und Frauen sind bewegend und voller Weisheit. Es ist beeindruckend, wie frei sie sind von Bitterkeit oder Rachegedanken. Immer wieder geht es auch darum, ob das Opfer dieser Männer unnötig war, da das Attentat nicht geglückt ist. Der Autor drückt es so aus: „Dieses Buch ist auch ein Buch über verpasste Gelegenheiten und es handelt vom Lohn der Vergeblichkeit. So viele Gelegenheiten wurden versäumt, Hitler zu töten, und doch ist der Entschluss, etwas zu tun, und der Mut, diesen Entschluss in eine Tat umzusetzen und sie zu wagen, ein Wert an sich.“ Fazit: Dieses Buch berichtet von Helden, die bereit waren ihr Leben und das Glück ihrer Familien zu opfern, weil sie nicht mit dem Unrecht, das sie wahrnahmen, leben konnten. Berührend und bewegend, richtet es den Blick auf Mut und ein selbstloses Leben. Sehr empfehlenswert!

Lesen Sie weiter

Helden und ihre Kinder

Von: Annett Taube aus 04880 Trossin

08.06.2024

Was macht es mit Kindern, deren Väter / Eltern Helden des Widerstands gegen das Hitler-Regime waren und zum Teil umgebracht wurden? Was machte es mit den Kindern in Sippenhaft zu kommen? Getrennt von der Familie, in Heime verschleppt. Was machte es mit den Kindern, auch nach dem Krieg, noch als Nachkommen von Vaterlandsverrätern zu gelten? Der Autor Tim Pröse stellte diese Fragen u.a.m., den Kindern des 20. Juli. Dies tat er feinfühlig und den Menschen "viel Raum gebend". Stets waren es deren Entscheidungen, worüber sie reden wollten und worüber lieber schweigen. Denn, viele damaligen Erlebnisse traumatisierten natürlich. Man fragt sich nun, waren/sind sie nicht völlig verbittert? Nein. Jede*r von ihnen ging ihren/seinen Lebensweg. Dabei stets den Vater/die Eltern in ehrender, verpflichtender und liebevoller Erinnerung. So bekommt man Einblicke in die Lebenswege und Gedankenwelten von Ewald-Heinrich von Kleist, Frauke Hansen, Klaus von Dohnanyi, Berthold Schenk Graf von Stauffenberg und vielen mehr. Ihre Väter/Eltern stellten sich mutig der mörderischen Diktatur entgegen. Begaben sich so für ihre Überzeugungen, von Beginn an, selbst in Gefahr. Diejenigen, welche für das misslungene Attentat auf Hitler verurteilt wurden, nahmen hocherhobenen Hauptes die Todesurteile an. Sie starben für ihren starken Willen das massenhafte Morden, den Krieg und die NS-Diktatur zu stoppen. Sie kämpften für Freiheit, Demokratie und Frieden. Kämpften für das, was wir heute als so selbstverständlich halten und was doch gerade wieder so sehr in Gefahr ist. Fazit: ein unbedingt lesenswertes Buch.

Lesen Sie weiter

Niemand von uns aus jüngeren Generationen kann nachspüren, wie es sich angefühlt haben muss, in der damaligen Zeit zu leben. Doch dieses Buch bringt es einem nahe. Durch die authentischen Schilderungen der Kinder des 20. Juli und dem behutsamen Nachfragen des Autors sowie seiner Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen, fühlt es sich beim Lesen so an, als wäre man mit den Menschen vor Ort, in dieser Zeit. Die Ängste, die sie hatten. Die Ohnmacht, den Handelnden des Regimes ausgeliefert zu sein. Die Verzweiflung, weil es keinen anderen Ausweg gab, als den Diktator zu stürzen. Und letztendlich die Aufopferung, weil sie einem verzweigten und furchteinflößenden Machtapparat gegenüberstanden, der immer noch über bereitwillig funktionierende, angst- oder machtgetriebene Rädchen verfügte. Andererseits erfährt man auch etwas über die Widersprüchlichkeit jener Zeit und wie unterschiedlich die Menschen damit umgingen. Manche Menschen standen hinter dem Nazi-Regime, sie lebten ihr Leben und fügten sich ein, eben weil sie auch nicht direkt von den stattfindenden Ungeheuerlichkeiten betroffen waren oder von einer Karriere profitierten. Für manche brachte es furchtbare Qualen und den Tod mit sich. Und jenes nicht etwa, weil sie der Gesellschaft oder einem anderen Menschen geschadet hätten, sondern weil sie mit ihrer Art zu leben und ihrer Religion als Schuldige "auserkoren" wurden. Und dann gab es noch jene, die den Mut hatten, nicht wegzuschauen, und die gegen diese grausame Willkür aufbegehrten. Die Handelnden des 20. Juli. Durch die lebensnahen Schilderungen liest sich das Buch "wie ein Blick hinter die Kulissen einer Gesellschaft", die wir nur aus Geschichtsbüchern kennen. Es werden einzelne Ausschnitte, Szenen der jeweiligen Leben, beschrieben und in Zusammenhang mit einem großen historischen Ganzen gebracht. Genau das macht das Buch in meinen Augen so besonders. Es reichert die trockenen Fakten eines Geschichtsunterrichts mit persönlichen Schilderungen an. Gerade weil sich beim Lesen auch viele gesellschaftliche Parallelen zur heutigen Zeit auftun und das Buch die Lesenden emotional erreicht, erscheint es mir als Schullektüre wertvoll.

Lesen Sie weiter

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.