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Rezensionen zu
Nebenan

Kristine Bilkau

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Es sind leise, poetische, nachdenklich-melancholische Romane, die Kristine Bilkau verfasst, Die Glücklichen (2015), Eine Liebe in Gedanken (2018) und nun Nebenan. Romane, die Beziehungen ausloten, sowohl im ganz persönlichen Bereich zwischen Liebenden, in der Familie, in Freundschaften, der Nachbarschaft, aber auch im Gesellschaftlichen Bereich, in der Nachbarschaft, im Dorf, der Stadt. In Nebenan stellt Kristine Bilkau drei Frauen in den Mittelpunkt ihres Schreibens, die jeweils ungefähr zwanzig Lebensjahre voneinander trennen. Da ist zunächst einmal Julia, Ende 30, Keramikerin und mit ihrem Mann Chris vor kurzem aus Hamburg in den kleinen Ort am Nord-Ostsee-Kanal gezogen. Der Rückzug aufs Land ist verbunden mit der Hoffnung, dass sich endlich Julias sehnlicher Kinderwunsch erfüllt. Schon geraume Zeit versuchen sie und Chris mit den unterschiedlichsten Therapien, endlich eine Schwangerschaft herbeizuführen. Bisher vergeblich. Während sich der vielbeschäftigte Chris fast schon mit der Kinderlosigkeit abgefunden zu haben scheint, ist Julias Sehnsucht kaum auszuhalten. Ihr Leben und Denken scheint sich nur um das Eine zu drehen. Fast zwanghaft bewegt sie sich auf Internetforen und entsprechenden Instagram-Kanälen, die eine heile, glückliche, erfüllte Welt mit Kindern versprechen. Ansatzweise wird dieses starke Sehnen nach Familie, nach Zugehörigkeit und Verbundenheit mit einer schwierigen Mutter-Tochter-Beziehung bei Julia erklärt. Gleichzeitig zu ihrem Bindungswunsch, kapselt sich Julia allerdings auch ziemlich von ihrer Umwelt ab, lebt in ihrer neuen Nachbarschaft eher zurückgezogen, hofft selbst im kleinen Keramikladen, den sie im Ort eröffnet hat, dass Kunden ausbleiben, sie ihr Geschäft möglichst online abwickeln kann. Gleichzeitig sind ihre Wahrnehmungen ganz wach, registriert sie die sich hinziehende Abwesenheit der Nachbarsfamilie. Die Ferien gehen zu Ende, die Schule beginnt, aber die Mutter Mona und ihre beiden kleinen Töchtern tauchen nicht auf. Im Haus sieht alles aus wie nur kurz verlassen, aber nichts tut sich, niemand kehrt zurück. Dieses rätselhafte Verschwinden bringt die erste Irritation, den ersten unheimlichen Moment in die Geschichte. Bald kommt ein Junge aufs Nachbargrundstück, der eine rätselhafte Nachricht hinterlässt. Die Post quillt aus dem Briefkasten. Und Julia lässt die Radiomeldung über eine Frau, die mit ihren Kindern im Wald verschwunden ist, nicht los. Die zweite Frau ist Astrid, die Hausärztin im Ort, schon über 60 und quasi auf dem Sprung in den Ruhestand, würde sich nur ein(e) Nachfolger:in finden. Andreas, ihr Mann, ist als Geschichtslehrer bereits in Pension und engagiert sich nur noch ehrenamtlich in der Jugendarbeit vor Ort. Auch in Astrids Leben bricht etwas Beunruhigendes, Unheimliches ein. Bei der Leichenbeschau einer alten Dame ergeben sich Ungereimtheiten und es landen beleidigende, anonyme Briefe bei ihr und ihrer Mitarbeiterin. Außerdem trauert sie der verlorenen Freundschaft zu Marli nach. Diese zerbrach, als Marlis Sohn wegen Tierquälerei im Zentrum von Ermittlungen stand. Das ist lange her, Marli ist nach vielen Jahren Abwesenheit nun zurückgekehrt, zeigt ihrer alten Freundin aber die kalte Schulter. Diese beiden anfangs eher parallel verlaufenden Erzählstränge treffen sich über die dritte Frau, die über 80 Jahre alte Elsa. Sie ist die Nachbarin von Julia, die sich um die manchmal etwas verwirrte alte Dame hin und wieder kümmert, und die Tante von Astrid. Kristine Bilkau entwickelt nun sorgfältig und empathisch die Beziehungen der drei Frauen zu sich selbst und zu einander. Das geschieht mit viel Respekt für ihre Figuren, sehr atmosphärisch und in sehr poetischer, klarer Sprache. Von Sarah Kirsch stammt das einleitende Gedicht und die norddeutsche Dichterin ist sicher mit Bedacht dafür ausgewählt worden. Beziehungen, Erwartungen an ein glückliches Leben, Solidarität und Enttäuschungen – Kristine Bilkau thematisiert Fragen des Miteinanders. Auch im sozialen Miteinander, wo Innenstädte verwaisen, Sozialzentren geschlossen werden. Wo endet Fürsorge und beginnt Übergriffigkeit? Wie wichtig ist Sicherheit? Was bedeutet uns ein Zuhause? Wie brüchig ist dieses? Was bedeutet Nähe, was Glück? Sie lässt die Fragen in der Schwebe, Antworten muss darauf wohl eine jede/ein jeder selbst finden. Die Existenz ist fragil, das Unheimliche lauert stets um die Ecke. Und doch kann man sich Nähe und auch Geborgenheit schaffen. Das wird allerdings nicht in der virtuellen Welt gelingen. „Alles hier ist getrieben von Sehnsüchten, nach einer Welt ohne Brüche. Doch niemand hier wird ihre Sehnsüchte erfüllen, im Gegenteil, ihre Sehnsüchte sind wie eine Ware, sie werden genommen, weitergereicht und verwertet, ihre Sehnsüchte sind wie ein Rohstoff, von dem andere leben, doch sie, sie wird hier nichts finden, das Bestand hat. Sie sollte nach anderen Bildern suchen, sollte sich andere Bilder ansehen.“

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Subtil, mit Wucht

Von: Verena

27.04.2022

Die Protagonistinnen von "Nebenan" leben in einem kleinen Ort am Nord-Ostsee-Kanal und für eine kurze Zeit begleitet der Roman sie ihrem Alltag. Julia ist Ende 30, erst kürzlich mit ihrem Partner hergezogen. Die Ärztin Astrid, fast doppelt so alt, kennt die Gegend von klein auf. Vordergründig scheinen Julias unerfüllter Kinderwunsch und Astrids alternde Tante, um die sie sich kümmert, im Mittelpunkt zu stehen. Doch "Nebenan" ist viel mehr. Denn da ist noch eine dritte Frau; verschwunden mitsamt ihrer Familie und niemand weiß etwas. Nicht nur ob dieses Verschwindens liest sich der Roman, der keinesfalls ein Thriller ist, wie ein ebensolcher. Wie ein roter Faden zieht sich die Thematik häusliche Gewalt durch die Erzählung. Der Autorin gelingt ein Spagat, dieses Thema nie plakativ und laut in den Mittelpunkt zu stellen, sondern subtil in die Geschichte zu verweben. Es ist da. Wenn man hinsieht und es nicht ignoriert (wie viele männliche Kritiker). Die Figuren der Julia und der Astrid sind so angelegt, dass sie einerseits als komplexe, tiefgründige Charaktere funktionieren - Leser:innen erhalten Einblick in ihre (unerfüllten) Sehnsüchte, Ängste, Wünsche, Geheimnisse. Gleichzeitig könnten die Figuren aber auch Frauen sein, die jede:r von uns kennt. Diese Mischung schaffte für mich eine besondere Verbundenheit. Am Ende präsentiert Bilkau noch ein thrillerwürdiges Geständnis, dass ebenso subtil eingeflochten wurde, wie der Roman es bisher vorgab, aber gleichzeitig keineswegs eine Kleinigkeit ist.

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Nachbarn

Von: Claudia

21.04.2022

Ich habe "Nebenan" von Kristine Bilkau sehr gern gelesen, zumal ich in der Kreisstadt am Nord-Ostsee-Kanal aufgewachsen bin. Astrid, Ärztin Anfang sechzig, führt schon seit vielen Jahren ihre Praxis in dieser Stadt. In absehbarer Zeit möchte sie die Praxis übergeben, nebenbei kümmert sie sich noch um ihre betagte eigensinnige Tante. Julia, Ende dreißig, ist gerade mit ihrem Freund neu zugezogen und hat einen kleinen Keramikladen eröffnet. Julia wünscht sich sehnlichst ein Kind und ein erneuerter Versuch diesen Wunsch künstlich herbeizuführen scheitert. Und dann gibt es noch die Familie „Nebenan“, die einfach über Nacht lautlos und spurlos verschwindet. Einige Tage später taucht im Garten der verschwundenen Familie ein Kind auf, das eine rätselhafte Nachricht hinterlässt. Mich hat dieser Roman sehr berührt. Kristine Bilkau schreibt sensibel und eindringlich und verbindet meisterhaft die einzelnen Erzählstränge miteinander. Abschied, Vergänglichkeit, Neuanfang und….. …..Hoffnung!

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Was braucht es, um sich zugehörig zu fühlen? Vielleicht ein Umfeld, in dem man sich wohlfühlt? Im Mittelpunkt des Geschehens in Kristine Bilkaus neuem Roman "Nebenan" stehen zwei Frauen, die beide am Rande einer mittlerweile seelenlosen Kleinstadt am Nord-Ostsee-Kanal wohnen. Julia, kanpp 40, ist erst vor kurzem mit ihrem Freund aus Hamburg hergezogen, möchte eine Familie gründen und auf dem Land Wurzeln schlagen. Astrid, Anfang 60, lebt schon immer dort und hat als Hausärztin eine Praxis im Ort. Die Menschen kennen sich vom Sehen, aber jede/r bleibt für sich - "nebenan". Das heißt, trotz nachbarschaftlicher Nähe bleibt man auf Abstand und gibt keine Einblicke in sein Leben preis. Als Leser begleiten wir diese beiden Frauen in ihrem Alltag und auch in den verwaisten Ortskern, der seine besten Tage lange hinter sich hat und wo Tristesse vorherrscht. Wir erfahren etwas von der Sehnsucht von Julia und Astrid nach Zugehörigkeit und Vertrautheit und gleichzeitig von ihrem Unvermögen, sich zu öffnen und auf andere einzulassen. Kristine Bilkau zeichnet ein durchaus realistisches Bild möglicher Gedankenwelten 40- und 60-jähriger Frauen und fängt die Gefühle dieser beiden Frauen mit genauer Beobachtungsgabe und in feinfühligen Beschreibungen ein. Es geht dabei um Vergänglichkeit, das stille Trauern um Verlorengegangenes sowohl im eigenen Leben als auch im Äußeren wie die Verwaisung von Ortschaften, die keine Seele mehr haben. Der Roman lebt von den leisen Tönen, von dem, was zwischen den Zeilen steht und den offenen Fragen, auf die es - wie im realen Leben - nicht immer eine Antwort gibt. Kristine Bilkau ist erneut ein tolles (Frauen)Buch gelungen, das ich sehr gerne gelesen habe und mit Sicherheit ab und zu verschenken werde.

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Verschwunden von "Nebenan"

Von: NicoleLab

14.04.2022

Jeder hat es schon mal gehört, von Nachbarn, Freunden, auf dem Markt oder beim Bäcker - die Geschichten über die Frau aus der 3. Etage, die ständig Herrenbesuche bekommt, der Mann von Frau Schmitt, der sie immer wieder schlägt, die Familie, die Schulden haben soll. Unter uns .... man bekommt viel mit oder es wird viel überall rumerzählt. Lustige Dinge aber auch schaurige. Was ist aber, wenn die Familie von nebenan verschwindet? Einfach so. Da macht man sich Gedanken und es fallen einem die schlimmsten Sachen ein. Kristine Bilkau hat einen ganz eigenen Schreibstil; ich mag ihn sehr. Es ist spannend. Zugleich (be)schreibt sie aber so detailgenau, dass man alles vor sich sieht. Sie ist sehr genau in ihrem Schreibstil und das gefällt mir unheimlich gut. Wer die Bücher von Kristine Bilkau kennt, weiß, was ich meine und allen anderen möchte ich hier dieses Buch nahe legen. Einerseits ist das Verschwinden der Familie äußerst mysteriös, andererseits sind die Geschichten von den Menschen im Ort so interessant und alltäglich, dass man es gerne lesen möchte. Es ist Unterhaltung pur.

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Nebenan und doch so fremd

Von: Caro.booklover

12.04.2022

Kristine Bilkau hat wunderbare Worte gefunden, um die Geschichte zweier Frauen zu erzählen, die gewisse Berührungspunkte haben, sich aber im Laufe des Romanes nicht persönlich treffen werden. Die Kapitel wechseln zwischen den beiden. Ihre Lebensmittelpunkte sind ganz unterschiedlich: Astrid ist eine niedergelassene Ärztin wenige Jahre vor dem Ruhestand, Julia ist Ende 30 und selbstständig kreativ tätig. Beide sind verheiratet, Astrid hat erwachsene Kinder, Julia wünscht sich sehnlichst welche. Julia sorgt sich um die Familie im Gelbklinkerhaus, die sie lange nicht gesehen hat. Das Haus erscheint unbewohnt und doch nicht verlassen. Wie ist dieses Paradoxon zu erklären? Julia verliert sich immer wieder in den Vorstellungen des Lebens ihrer Nachbarn, denen sie in die Fenster gucken kann, über die sie aber abgesehen von den Namen des Paares und der drei Kinder doch nichts weiß. Da scheinen die Instagram-Mütter, denen sie folgt, ihr sehr viel näher zu sein mit ihren auf der Plattform bereitwilligen, regelmäßigen Informationen. Wie kann es sein, dass wir Details wildfremder Menschen so nachverfolgen und nichts über die Leute nebenan wissen? Und was weiß Julia eigentlich über ihre eigene Mutter? Ausreichend viel, hätte sie wohl geantwortet, bis eine alte Freundin ihrer verstorbenen Mutter bei ihr auftaucht und mit ihren Erzählungen Fragen aufwirft. Dürfen wir die gezogenen Grenzen unserer Familienmitglieder überschreiten in dem Bedürfnis, sie besser zu verstehen? Diese Frage muss sich in gewisser Weise auch Astrid stellen, als ihre alternde Tante Anlass zur Sorge gibt. Denn auch Tante Elsa hat Entscheidungen getroffen und trifft sie noch heute. Wer sind wir, uns darüber hinwegzusetzen? In gewisser Weise gibt es diese Auseinandersetzung auch gedanklich mit den eigenen Kindern und wie gut man diese als Erwachsene eigentlich kennen kann. Diese zusätzliche Dimension bietet Astrids ehemalige Nachbarin und Freundin Marli, die wieder in der Kleinstadt auftaucht und mit ihr verdrängte Missverständnisse an die Oberfläche drängen. Wie gut kennen wir denn eigentlich unsere Freunde? Wie tiefgründig sind unsere Gespräche? Versuchen wir wirklich, den Dingen auf den Grund zu gehen? Oder wird vieles nicht einfach, möglicherweise in dem Wunsch nach Harmonie, beiseite geschoben? In diesem Roman werden auf mehreren Ebenen und in verschiedenen Lebenssituationen der Protagonistinnen interessante Fragen aufgeworfen. Einiges erscheint wirklich aberwitzig, wenn man mal genauer darüber nachdenkt. Und doch ertappt man sich mehrmals dabei, dass es unsere gegenwärtige Realität gut darstellt. Es geht um Anonymität auch auf dem Land, sterbende (Kleinstadt-)Innenstädte, (unbewusstes) Nacheifern vermeintlicher Ideale, die Erfüllung von extrinsischen Vorstellungen, Bevormundung,... Die Geschichte hat keine riesige Dynamik, vermag aber durch diese Vielschichtigkeit zu fesseln. Die meisten Fragen werden von der Autorin nicht oder allenfalls zwischen den Zeilen beantwortet. Es eignet sich wunderbar zum in-sich-hineinhorchen, andererseits vermag die Erzählung rund um diese (wunderbaren) Frauen auch für sich zu stehen. Nicht alle Handlungselemente werden am Ende aufgelöst. Wen sowas stört, der wird hier am Ende der Geschichte nicht zufrieden sein. Sprachlich besonders ausgefeilt und sehr lesenswert! Fazit: Nebenan - das ist vermeintliche Nähe und doch meilenweite Entfernung. Sprachlich ein Genuss mit vielen hintergründigen, interessanten Fragen zum Zusammenleben in unserer Gesellschaft.

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Buch mit leisen Tönen

Von: Becky

12.04.2022

Ich habe den Roman gelesen, weil mir die Bücher der Autorin empfohlen wurden. Das Buch spielt in einem kleinen Ort am Nord-Ostsee-Kanal. Alles dreht sich um das Haus nebenan, aus dem eine Familie plötzlich verschwindet. Was geschah mit ihr? Was weiß man tatsächlich über seine Nachbarschaft? Es scheint niemand zu wissen, warum und wohin diese Familie verschwand, und so beginnen die Menschen, das nachbarschaftliche Gefüge, aber vor allem den fehlenden Kontakt zueinander und die Sprachlosigkeit zu reflektieren. Fragen werden laut, Zweifel werden thematisiert. Im Mittelpunkt steht dabei die Enddreißigerin Julia, die mit ihrem Freund vor kurzem aus der Großstadt hergezogen ist und einen unerfüllten Kinderwunsch hat. Sie versucht weiterhin, schwanger zu werden, muss aber zugleich die Geheimnisse ihrer Mutter ergründen. Da ist auch Astrid, die Anfang 60 ist und seit Jahrzehnten eine Praxis führt. Sie kümmert sich um ihre Tante und versucht, eine verlorene Freundschaft zu retten. Im Garten taucht plötzlich ein mysteriöses Kind auf, Drohbriefe werden geschrieben. „Nebenan“ von Kristine Bilkau ist ein zurückhaltender Roman über Beziehungen zu Menschen, die wir kennen, mit leisen Tönen und vielen aktuellen, gesellschaftlich relevanten Themen wie den Umgang mit der Selbstinszenierung mancher User*innen in den sozialen Medien oder Umweltverschmutzung durch Plastik. Es geht auch um den Wunsch nach Nähe einerseits, dem Bedürfnis nach Privatsphäre andererseits sowie der Balance, an jemandes Leben teilzunehmen, ohne dieser Person zu nahe zu treten. Es hat sich zwar herausgestellt, dass ich nicht ganz zur Zielgruppe gehöre, doch konnten mich die poetische Sprache der Autorin sowie ihre scharfe Beobachtungsgabe durchaus faszinieren.

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Dies ist Kristine Bilkaus dritter Roman und wieder hat er mich durch seine schöne Sprache und die leise Handlung, die einen dennoch in den Bann zieht, beeindruckt. In einem kleinen Ort verschwindet eine Familie, zurück bleibt ein leerstehendes Haus und viele ungeklärte Fragen. Niemand hat etwas Konkretes mitbekommen, dennoch machen sich einige Menschen Gedanken darüber, was wohl passiert sein könnte. Julia wohnt mit ihrem Mann Chris nebenan und wünscht sich sehnlichst ein Kind, immer wieder muss sie Niederlagen auf diesem Weg hinnehmen und verarbeiten. Sie fühlt sich manchmal beobachtet, obschon das Haus ja eigentlich leer steht. Immer öfter kreisen ihre Gedanken um die Familie, die in dem Haus gelebt hat. Und dann ist da noch Astrid, sie ist Ärztin im Ort und schon eine halbe Ewigkeit mit ihrem Mann verheiratet. Sie ist in Sorge um ihre Tante, bei der sich langsam die Zeichen der Alters zeigen. Ist es wirklich nur das Alter oder hütet ihre Tante vielleicht doch ein Geheimnis? Wir erfahren viel über die Menschen, die in diesem Ort leben, begleiten sie durch ihren Alltag und erkennen, wer mit wem verbunden ist und wo Kreise sich schliessen. Kristine Bilkau hat eine wirklich wunderschöne Art die Charaktere und ihre Gedanken und Gefühle zu beschreiben. Obschon die verschwundene Familie, Tante Elsas Geheimnis und die Tote in der Badewanne, zu der Astrid gleich zu Beginn des Romans gerufen wird, einen Krimi vermuten lassen, handelt es sich um eine unaufgeregte Geschichte, die ich trotzdem nicht aus der Hand legen konnte und sehr gerne gelesen habe.

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